Im Februar dem österreichischen Winter für zwei Wochen entfliehen, trotzdem nicht zu lange in einem Direktflug sitzen? Idealerweise sollte man dort nicht nur Sonne tanken, sondern auch Surfen können. Viele Möglichkeiten gibt’s da nicht, aber eine war relativ schnell gefunden: die spanischen Inseln vor Marokko, die Kanaren!
Eines war uns von Angang an klar: wenn Kanaren, dann ohne Massentourismus und den typischen „Goodbye Deutschland“ Ortschaften. Wir wollen Individualurlaub, wie immer ohne Mietauto, kleine authentische Ortschaften, gutes regionales Essen und nicht nur von Pauschaltouristen umgeben sein. Ob uns das gelungen ist?
Unseren Flug hatten wir mit Laudamotion gebucht. Wir flogen von Wien nach Lanzarote, buchten unseren Rückflug allerdings von Fuerteventura, da wir noch eine weitere Insel der Kanaren kennen lernen wollten. Insgesamt zahlten wir knappe 120€ pro Person, also ein echtes Schnäppchen. Nochmal würde ich mit Laudamotion allerdings nicht fliegen. Für einen fünf Stunden Flug gab es weder inkludierte Getränke, noch irgendeine Mahlzeit und auf der Speisearte gab es außer Soletti nichts Veganes. Außerdem hatte unser Rückflug fast drei Stunden Verspätung. Neben all dem, bin ich mittlerweile sowieso der Meinung Billigairlines nicht mehr unterstützen zu können. Dann das nächste Mal lieber ein bisschen mehr Geld ausgeben, damit billiges Fliegen nicht mehr zur Norm gehört – Ist immerhin ähnlich zu Fast Fashion.
Es gibt übrigens auch die Möglichkeit mit dem Schiff anzureisen. Wir haben bei uns im Apartment einen Franzosen angetroffen, der mit der Fähre aus Spanien angereist ist. Er hat’s richtig genossen und als eigenes Erlebnis beschrieben.
Wie gesagt, haben wir uns gegen ein Mietauto entschieden. Das schien auch kein Problem zu sein, da das öffentliche Verkehrsnetz auf Lanzarote relativ gut ausgebaut ist. Allerdings machten wir gleich bei der Anreise einen fatalen Fehler. Einer der großen Busbahnhöfe von Lanzarote befindet sich in Arrecife, nur ein paar Kilometer vom Flughafen entfernt. Wir nahmen also den Bus vom Flughafen und verließen bei der letzten Haltestelle in Arricife mit all den anderen Touristen den Bus. Wie sich später herausstellte, war das aber nicht der Busbahnhof. Wir stiegen also in den falschen Bus, kauften Tickets für „Caletas“ statt „Caleta de Famara“ und wurden vom Busfahrer, trotz mehrmaligem Nachfragen an der Endhaltestelle der falschen Busline bei einem Hotel, rausgeschmissen. Dann stiegen wir aufs Taxi um, welches uns schließlich für 20€ ins richtige „Caleta de Famara“ brachte. Insgesamt 15€ hatten wir übrigens schon für unsere Irrfahrt mit dem Bus ausgegeben.
Nach diesem Erlebnis fuhren wir nur noch einmal mit dem Bus und zwar bei der Weiterreise nach Fuerteventura. Da klappte aber alles ganz ordentlich. Endlich fanden wir auch den Busbahnhof in Arrecife und konnten dort nach Playa Blanca umsteigen, um unsere Fähre nach Fuerteventura zu erreichen. Vorbereitung ist also auch hier die halbe Miete.
Wenn man bei happy cow nach veganen oder vegetarischen Lokalen sucht, dann findet man gleich einige gute Angebote auf der Insel. In dem kleinen abgelegenen Ort Caleta de Famara, wo wir unsere Zeit verbrachten, gab es allerdings genau ein Restaurant mit veganen Optionen. Dieses hatte es dafür in sich! „El Sibarita“ ist ein kleiner gemütlicher Laden am Ende des Ortes. Hier gibt es asiatisch inspirierte Gerichte mit Meeresfrüchten, oder richtig, richtig gute vegane Burger, mit Quinoapatties, veganer Mayo und home made Fries. Genau das richtige nach einem langen Tag surfen. Wir haben hier fast jeden Nachmittag oder Abend verbracht. Es gibt zwar einige andere Lokale im Ort mit vegetarischen Burger-Optionen, aber diese hier waren definitiv die besten!
Ein weiteres Lokal, dass ich empfehlen möchte, ist „The V Factor“. Arrecife ist meiner Meinung zwar nicht ein Ort, den man unbedingt aufsuchen sollte, aber wenn man mal, so wie wir, die Stadt zum Umsteigen nutzen muss, kann man auch gleich bei dem veganen Lokal vorbei schauen. Der Laden wirkt zwar von außen etwas herunter gekommen, innen lädt er aber mit seinem verspielten Design ein. Ich kam leider, aus Zeitgründen, nur in den Genuss eines köstlichen fair trade Kaffees und eines richtig gesunden und ausgesprochen guten Smoothies. Auf der Speisekarte befinden sich allerdings noch viele vegane Gerichte, die ich gerne noch probiert hätte.
Der kleine Ort Caleta de Famara im Westen der Insel versteckt sich vor einer riesigen Klippe und liegt weit genug vom Massentourismus entfernt. Die nächst größere Stadt ist Teguise im Landesinneren. Wem Caleta de Famara zu klein ist, kann immer noch für ein abendliches Bier, ein gutes Restaurant oder einen Spaziergang in diese kleine authentische spanische Stadt fliehen.
Famara, wie der Ort auch genannt wird, ist heute ein kleines, hippes Surferdorf. Bis in die 1970er Jahre galt die Ortschaft noch als erfolgreiches Fischerdorf, mit dem Massentourismus zogen Fischer und ihre Familien in die größeren Ortschaften und Hotels ab. Erst in den 1990ern wurde der kleine Ort von Surfern wieder belebt. Die kleinen hübschen Häuser wurden zu Apartments renoviert und ein paar Restaurants wurden eröffnet. Mehr ist es auch nicht. Genau drei kleine Supermärkte, eine Hand voll Restaurants und einige Surfshops zählt die Ortschaft. Wir waren totally in love mit dem Örtchen und konnten uns nicht glücklicher dort schätzen.
Surfschulen befinden sich auf der ganzen Insel verteilt. Nach langer Recherche haben wir uns dazu entschieden einen Kurs mit Red Star Surf in Caleta de Famara zu buchen. In Famara hat man den Vorteil den Surfstrand direkt vor der Nase zu haben. Drei Kilometer lang bietet er für Fortgeschrittene, Intermediates und Anfänger alle Bedingungen. Trotz der Weite des Strandes, kann es schon manchmal etwas enger werden im Wasser. Allerdings hatten wir auch Tage dabei, wo wir einen ganzen Abschnitt des Strandes nur für uns hatten.
Unser Package beinhaltete 5 Tage Surfen, 5 Tage Yoga inklusive Selbstversorger-Unterkunft für 320€ . Ein äußerst gutes Angebot. Unsere Unterkunft Casa 55 war sauber, gemütlich und mit allen wichtigen Utensilien ausgestattet, außerdem haben wir unsere Dachterrasse ganz besonders genossen.
In der Früh um 10 Uhr startete unser Surfkurs. Wir trafen uns alle erstmals in der Surfschule, die nicht mal zwei Minuten von unserem Apartment entfernt lag. Es wurden Wetsuits und Surfbretter zugeteilt und dann ging es mit dem Van 5 Minuten rüber zum Strand. Gemeinsam gab es dann am Strand Aufwärmübungen und anschließend wurden wir in Gruppen, je nach Erfahrung aufgeteilt. Bisher wurde ich bei Surfkursen wohl immer mit Samthandschuhen angegriffen, auf Lanzarote heißt es „learning by doing“, denn Garry unser Drillinstructor ging eigentlich nur selten mit uns ins Wasser, sondern dirigierte uns eher vom Strand aus. Das mag jetzt etwas rough klingen, aber mir hat das immens viel gebracht. Endlich erkannte ich, welche Welle ich wann nehmen konnte und ich schaffte es Kontrolle über mein Board zu bekommen. Endlich selbstständig surfen – für mich ein riesen Erfolg. Zu Mittag gab es dann 20 Minuten Pause, mit Keksen, Bananen und Wasser als Stärkung, anschließend ging es noch mal für eineinhalb Stunden ins Wasser. Der Tag wurde dann gegen 15 Uhr in der Surfschule abgeschlossen, dort gab es noch mal eine Video Analyse, denn jeden Vormittag wurden wir auch noch gefilmt.
Um 18 Uhr ging es dann in den Yoga Kurs mit Felix aus Venezuela, der Kurs rundete den Tag dann noch so richtig ab. Leider hatte ich mir nach dem dritten Tag den Nacken verrissen und ich musste die letzten zwei Tage aussetzen, dann fungierte ich eben als Fotografin für meine Mitreisenden. Hier leider nur in den weißen Wellen, da es an dem Tag etwas unrund im Meer zuging, und die grünen Wellen zu heftig waren.
Wenn ihr euch fürs Surfen interessiert, empfehle ich euch auch meine Beiträge über Mexiko und Azoren!
Außerdem gibt´s hier noch mehr zu den Kanaren zu lesen: Ökologischer Tourismus auf La Gomera
Wart ihr schon mal auf den Kanaren, oder vielleicht sogar auf Lanzarote?
Auch ohne surfen ist Famara für mich ein Sehnsuchtsort geworden. Das Flair, die Lage, einfach einzigartig. Und auch das empfohlene Restaurant! Wirklich fein.
Da hast du absolut recht. Man muss nicht unbedingt zum Surfen nach Famara kommen. <3