Nach drei Jahren hat es mich endlich wieder in den Nationalpark Gesäuse verschlagen. Bei meiner letzten Zwei-Tägigen Wanderung war ich schon so begeistert von den Bergen, der Landschaft und den Hütten dort, dass ich mir vorgenommen hatte, bald wieder zurück zukehren. Im Juni war es dann endlich soweit: gemeinsam mit drei Freundinnen habe ich drei Tage in den Bergen dort verbracht.
Unser ursprünglicher Plan sah eigentlich ganz anders aus. Starten wollten wir am Hartelsgraben, von dort führt eine ca. fünf Stündige Wanderung über die Sulzkaralm auf die Hesshütte. Das Wetter hat uns dann aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Seit Tagen hat es geregnet, außerdem kam sehr starker Wind dazu. Wir informierten uns beim Hüttenwirt der Hesshütte und der riet uns lieber den Aufstieg von Johnsbach zu machen. Zwar war das für uns eine kleine Enttäuschung, aber spätestens als wir bemerkten, wie Stark der Wind tatsächlich da oben pfiff, waren wir froh den Großteil des Weges windgeschützt zu wandern.
Um das Wetter gut im Blick zu haben lohnt es sich Bergfex zu konsultieren, hier siehst du wie viel es regnet, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für Gewitter ist und auch wie stark der Wind weht. Aber auch die Hüttenwirt*innen kennen sich meist gut aus und können dir sonst Alternativrouten nennen.
Wir sind also Sonntag Mittag von Wien Richtung Johnsbach mit dem Auto aufgebrochen, dafür haben wir bei schlechtem Wetter knapp 3,5 Stunden gebraucht. Unser Auto haben wir neben dem Kölblwirt in Johnsbach geparkt, dort gibt es direkt einen Parkplatz für Gäste der Hesshütte.
Mit den Öffis ist Johnsbach leider nicht so gut erreichbar. Von Admont könnte man ein Wandertaxi bis zum Kölblwirt nehmen. Von Lienz fährt ein Postbus bis Gesäuse Bachbrücke/Weidendom, von hier aus könnte man auch zu Fuß am Johnsbach bis zum Kölblwirt eineinhalb Stunden spazieren.
Wie gesagt hat sich unser erster Tag spontan doch noch ziemlich geändert. Wir hatten nur noch eine kurze Wanderung von 3 Stunden vor uns, und gingen erst am Nachmittag los, da der Regen erst zum Abend abnahm. Der Plan war es also noch pünktlich zum Abendessen um 18 Uhr auf der Hütte zu erscheinen.
Das Wetter sah bei der Anreise tatsächlich nicht rosig aus, es regnete teils stark und der Wind war auf der Autobahn heftig zu spüren. Angekommen in Johnsbach war vom Wind aber nicht mehr viel da, wir hatten es hier tatsächlich mit einem sehr windstillen Örtchen zu tun. Es regnete auch nur noch leicht. Wir waren gut ausgestattet und gingen ziemlich zügig um 15 Uhr vom Parkplatz weg. Zu erst über eine Kuhweide, dann über den „zachen Schuh“ steil bergauf. Die letzte Stunde ging es immer wieder mal runter mal rauf und dann wieder eben entlang, hier konnten wir die Wanderung auch wegen des weniger werdenden Regens genießen. Viel verlaufen kann man sich auf dem Weg eigentlich nicht. Die Strecke ist gut ausgeschildert, es gibt nur 15 Minuten vor Ankunft auf der Hesshütte eine Abzweigung, aber auch die ist gut markiert.
Kurz nach 18 Uhr waren wir pitsch patsch nass auf der Hesshütte. Hier gibt’s aber einen wunderbaren Trockenraum, wo man seine Kleidung in nur ein paar Stunden trocken bekommt. Bei ein paar Bier, Schnaps und Käsespätzle ließen wir den Abend ausklingen.
Zum Schlafen bin ich leider nicht gekommen, da man den 90 km/h Wind extrem laut über das Dach fegen hörte. Ohropax sind in so einer Situation sicher nicht verkehrt.
Am zweiten Tag ging es über den gleichen Weg wieder zurück nach Johnsbach. Diesmal konnten wir den Weg viel mehr genießen, da es zu Regen aufgehört hatte. Unten angekommen kehrten wir dann für einen Kaffee beim Kölblwirt ein. Um uns eine Stunde Wanderung an der Asphaltstraße zu sparen, stiegen wir dann ins Auto ein und fuhren die paar Kilometer bis zum Gasthof zum Donner weiter, wo unser nächster Hüttenzustieg wartete. Ich muss zugeben: das fühlt sich dann doch ein bisschen falsch an, wenn man während einer drei tägigen Wanderung ins Auto steigt und „schummelt“. Aber auch bei meinen Fernwanderungen haben wir immer wieder Auto gestoppt, um uns lange Wege neben der Autostraße zu ersparen.
Wir haben das Auto also am Parkplatz neben dem Gasthof zum Donner geparkt. Von hier aus geht eine sehr einfache Wanderung 2,5 Stunden am direkten Weg zur Mödlinger Hütte. Der Weg ist nicht besonders spannend, aber nachdem wir ja bereits einen drei Stündigen Abstieg mit traumhafter Kulisse hinter uns hatten, verziehen wir dem schnell.
Um 16 Uhr kamen wir bei der Mödlinger Hütte an, die ich ja bereits vor drei Jahren schon ins Herz geschlossen hatte. Von hier aus sind wir dann noch eine Stunde bis zum Heldenkreuz spaziert. Auch diesen Weg kannte ich schon. Die Rucksäcke kann man dafür getrost in der Hütte lassen. Vom Heldenkreuz hat man eine tolle Aussicht auf den Admonter Reichenstein. Wir haben dort sogar eine Gämse gesichtet.
Den Abend ließen wir wieder mit Bier, Schnaps und Kaspressknödlsuppe ausklingen. Geschlafen habe ich diesmal hervorragend.
Am letzten Tag hat sich unser Plan wieder mal spontan geändert. Ursprünglich wollten wir den Weg nach Admont gehen, den ich mit Marie bereits vor drei Jahren gewandert bin. Von dort aus hätten wir ein Wandertaxi bis nach Johnsbach zurück genommen. Die Hüttenwirtin hat uns aber den Höhenweg nach Johnsbach empfohlen, somit würden wir uns das Wandertaxi sparen und der Weg sei noch dazu wunderschön. Also haben wir unsere Pläne noch mal über den Haufen geschmissen und sind den Höhenweg angetreten. Laut Wirtin würde der nur 3 Stunden dauern, allerdings waren wir schlussendlich 5,5 Stunden unterwegs. Warum, wissen wir bis heute nicht.
Auch wenn der Weg länger war als gedacht, es war eine wirklich traumhafte Wanderung mit herrlicher Aussicht auf das Gesäuse. Eine Kuhherde hatte uns kurzfristig den Weg versperrt, das war etwas unnötig, da mussten wir dann etwas umständlich ausweichen. Aber schließlich wurden wir mit zwei weiteren Gämsen belohnt, die an uns vorbei gesprungen sind. Am Nachmittag kamen wir dann wieder am Gasthaus zum Donner an, konnten unsere Füße noch im Johnsbach erfrischen und haben als kleine Stärkung eine Frittatensuppe im Gasthaus zu uns genommen.
Detaillierte Wegbeschreibungen findet ihr hier:
Wenn ihr lieber mit dem Zug statt mit dem Auto unterwegs seid, dann kann ich euch die Wanderung vom letzten Mal empfehlen: Von Admont über die Mödlinger Hütte nach Gaishorn