Ich kannte Fuerteventura bisher nur von Goodbye Deutschland und eigentlich hatte ich deswegen auch kein gutes Bild von der kanarischen Insel. Aber es muss ja auch einen Grund dafür geben, wenn die Insel so gut besucht ist und sie sogar zum Auswandern verleitet. Als wir uns im Februar dazu entschieden, einen Surf-Urlaub auf den Kanaren zu machen, stand schnell fest, dass wir auf Lanzarote verweilen würden. Aber nur eine Insel kennen zu lernen, wenn man schon mal in der Gegend ist, schien mir auch etwas zu eintönig, also entschlossen wir uns dazu noch eine zweite Insel zu erkunden und buchten unseren Rückflug von Fuerteventura.
Wir erreichten Fuerteventura mit der Fähre von Lanzarote. Von Playa Blanca kann man ganz bequem in einer halben Stunde nach Corralejo, Fuerteventura, übersetzen. Es gibt drei verschiedene Fähr-Anbieter, wobei wir uns für die günstigste Fähre ohne Autos entschieden. Die Tickets für Lineas Romera konnten wir direkt vor Ort kaufen. Sieben Mal täglich fährt die Passagierfähre auf die Nachbarinsel und kostet nicht mehr als 20€.
Wir kamen am Abend in Corralejo an, von dort aus mussten wir den Bus nach El Cotillo nehmen, wo sich unsere nächste Unterkunft befand. Die Bushaltestelle war nicht gleich eindeutig zu finden, da der eigentliche Busbahnhof aufgelassen ist und nun nur noch aus einem Bus-Häuschen besteht. Die Linie 8 nach El Cotillo fährt bis 22 Uhr zu jeder vollen Stunde, so hatten wir auch abends keine Sorge noch in das kleine Örtchen im Nord-Westen zu gelangen. Die Fahrt nach El Cotillo kostet 3,10€.
Als wir uns dazu entschieden haben auf Fuerteventura zu bleiben startete ich meine Recherche nach einem möglichst kleinen, untouristischen Ort. Es sollte fern weg von Pauschaltourismus und nicht zugemüllt mit Souveniershops sein. El Cotillo schien der einzige Strandort zu sein, der diese Vorgaben abdeckte und tatsächlich wurden unsere Erwartungen erfüllt.
Der Ort mit knapp 1500 Einwohnern beherbergt seine Touristen hauptsächlich in Apartments, große Hotels siedeln sich eher am Rande des Ortes an, aber sogar davon gibt es wenige. Der kleine Ortskern besteht aus dem Plaza del Cotillo, der mit Tapas-Bars umgeben ist. Am Abend finden hier ab und zu Märkte statt oder es gibt kleine Konzerte. Geht man weiter Richtung Wasser findet man dort einige nette Restaurants und Bars direkt an der kleinen Bucht Playa del Muellito.
Im Norden und Süden des Ortes befinden sich die Strände. Im Norden der Familien-taugliche Badestrand Playa Chico mit windgeschützten Liege-Mulden und Bar. Im Süden befindet sich dann Piedra Playa der große, weite, aber auch wilde Surfer Strand. Der Ort ist nämlich vor allem beliebt unter Surfern und Kite-Surfern. Es befinden sich einige Surfshops aber auch Surfschulen in der Gegend.
Als Unterkunft wählten wir ein zentrales Airbnb. Wenn ich kein Öko-Hotel im gewünschten Ort finde, dann wähle ich eigentlich immer ein Apartment. Der Vorteil: wir können uns selbst versorgen und auch mal was Veganes kochen. Außerdem unterstützten wir dadurch keine großen internationalen Hotel-Ketten, sondern (im meisten Fall) Einheimische. Unsere Unterkunft haben wir geliebt. Es war ein kleines Apartment, direkt in der Bucht von El Cotillo. Unser Balkon war also die Promenade, die zum Glück nur wenig frequentiert war. In der Früh im Pyjama an der Promenade einen Kaffee trinken und dabei die Wellen beobachten gehörte so zur Tagesordnung.
Wie immer waren wir auch auf Fuerteventura ohne Auto unterwegs. Unser Urlaub in El Cotillo bestand also hauptsächlich aus langen Fußwegen. Jeder den wir trafen, war erstaunt, dass wir ohne Auto auf der Insel waren, aber mittlerweile hatten wir uns an die langsame Art des Reisens gewöhnt und es störte uns nicht, die unmittelbare Umgebung mit den Kräften der eigenen zwei Beine zu erkunden. Außerdem sind auf der Insel ohnehin schon so viele (Miet)Autos unterwegs, das wir getrost darauf verzichten konnten.
Es gibt eine handvoll Fahrradverleih-Shops in El Cotillo, allerdings kann man auch in fast jedem Surfer-Laden Räder ausborgen. Der durchschnittliche Preis für einen Tag beträgt 10€. Nicht ganz günstig, wenn man bedenkt, dass man zum selben Preis zu dritt eigentlich schon ein Auto mieten könnte. Für unseren Tagesausflug wählten wir die Straße von El Cotillo bis hinauf zum Leuchtturm Faro Tostón. Hier kommt man an einigen wundervollen Stränden und kleinen Buchten vorbei, die mit ihrem glasklarem Wasser an die Karibik erinnerten. Leider war das Wasser arsch kalt, aber für einmal eintauchen hat’s dann doch gereicht. Weiter nördlich würde man zu den Surf-Ständen kommen, leider war der Weg sehr sandig und das vorankommen mit den Fahrrädern dann doch etwas unbequem, weswegen wir dann doch bald wieder umkehrten.
El Cotillo bietet für Vegetarier und Veganer nicht all zu viel. In den meisten Restaurants bekommt man Fleisch, oder zumindest Fisch serviert. Wir haben uns dennoch in eines der „normalen“ Restaurants verliebt, wo liebevoll zubereitete Tapas und vegetarischen Speisen zur Auswahl stehen. Die Tapas Bar Olivo Corso bietet nicht nur den Klassiker Batatas Bravas (kanarische Kartoffel in Salzwasser gekocht) mit Mojo rojo und Mojo verde (grüne und rote Sauce), sondern auch ausgefallene Spezialitäten wie ein Papaya Gazpacho. Aber auch vom regionalen Ziegen- und Schafskäse konnten wir nicht die Finger lassen.
Der einzige vegane Laden im Ort ist Happy Cactus, der nicht nur veganes Essen anbieten, sondern auch einen kleinen Bio-Laden betreiben. Wir hatten es erst am letzten Tag, kurz vor unserer Abreise für uns entdeckt und waren gleich ganz hin und weg. Hier wird ausschließlich mit regionalem Gemüse und Früchten gekocht. Man findet auch einige glutenfreie Optionen. Neben einem Smoothie, habe ich mich damals für einen Wrap mit Tofu und Rote Beete entschieden. Ein Genuss! Leider ist der Laden nur tagsüber geöffnet, also nur Frühstück und Lunch wird serviert.
Plastik findet man mittlerweile weltweit an jedem Strand, egal ob in Brasilien, auf den Azoren oder im Mittelmeer, die Wellen tragen überall einen Anteil davon ans Land. Auf den Kanaren habe ich vor allem ganz kleine Plastikstücke gefunden, wohl Produkte, die schon seit Jahrzehnten in den Meeren herum schwimmen und mit der Zeit in kleine einzelne Teile zerfallen. Auf Fuerteventura hat sich das Clean Ocean Project gebildet, eine Non Profit Organisation die regelmäßig Clean Ups an den Stränden initiieren. In einem kleinen Shop im Herzen El Cotillos kann man die NGO mit dem Kauf von T-Shirts, Bambus Zahnbürsten oder Stoff-Sackerl unterstützen. Ich habe mich sofort in die Motive verliebt und habe mir dann auch eines der Shirts geleistet.
Jeder kann natürlich auch selbst mit anpacken, wenn man sich auf einen der Strände befindet und einfach den Müll einsammelt. Ich habe beim Spaziergang nach Hause ein ganzes Sackerl mit Zigarettenstummel und Plastikteile mitgenommen. Wenn jeder so ein Sackerl füllt, würden wir der Lösung des Problems schon sehr nah kommen.
Warst du schon mal auf Fuerteventura? Wenn ja, welche Erfahrungen hast du dort gesammelt?
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