Sizilien kann mehr als nur Palermo und Ätna. Nach langer Recherche sind wir auf diese entzückende kleine Insel gestoßen – Favignana. Die Insel, die aufgrund seiner Form nach einem Schmetterling benannt wurde, hat mein Herz erobert. Eine Schiffsfahrt von Trapani entfernt befindet sich dieses kleine Urlaubsparadies. Perfekt für eine Auszeit abseits des Massentourismus.
Ihr erinnert euch, im September ging es für mich mit dem Zug nach Rom und anschließend weiter mit dem Flugzeug nach Trapani, auf Sizilien. Wir buchten den Flug hauptsächlich, weil er günstig war und hatten anfangs keine Ahnung wie schön die Region um Trapani tatsächlich ist. Aber dazu könnt ihr in meinem Trapani-Post mehr lesen. Zufällig erfuhren wir von DEM Geheimtipp; Favignana. Obwohl ich mir einige Reiseführer besorgt hatte, haben nur wenige etwas über die Insel geschrieben. Da wir kurzfristig auch noch ein super günstiges Apartment bekamen, buchten wir und konnten nur noch hoffen.
Favignana liegt auf den ägadischen Inseln im Nordwesten von Sizilien. Die Inseln sind bequem mit der Siremar Fähre erreichbar. Der Hafen befindet sich nicht weit vom Stadtzentrum und des Bahnhofs von Trapani. Mehrmals täglich fahren Passagierschiffe, mit denen die Überfahrt nur 30 Minuten dauert und große Auto-Fähren (Überfahrt knapp eine Stunde) die Inselgruppe ab. Wir hatten uns im Vorhinein bereits Tickets besorgt, dabei wäre das nicht nötig gewesen. Auf den großen Fähren findet sich eigentlich immer noch ein Platz. Pro Person kostet eine Fahrt knapp 10€. Im Nachhinein wär ich lieber mit einem Rucksack gereist, denn mit dem Koffer auf dem Schiff war es doch recht unpraktisch. So als keiner Tipp! Die Ankunft auf Favignana ist schon alleine traumhaft, wenn man das türkisblaue Meer von weitem schon betrachtet, erscheint die Insel fast wie ein Aquarell.
Untergekommen sind wir in einem kleinen Apparment fern ab vom Zentrum der Insel, dafür aber umso idyllischer, in mitten von exotischen Pflanzen und einem herrlichen Blick aufs Meer. Auf der einen Seite der Monte Santa Catarina, der einzige Berg der Insel. Die Besitzerin Rosi holte uns mit dem Auto direkt von der Fähre ab und brachte uns zu unserem Zuhause für die nächsten fünf Tage. Ungefähr 70€ zahlten wir zu dritt für ein Apartment pro Tag, also ein wirklich guter Deal. Die Casa Canino konnte direkt unser Herz erobern, nicht nur die vielen kleinen Kätzchen waren dafür verantwortlich. Rosi war super hilfsbereit, erklärte uns die Insel, wo es Sandstrände und wo es Klippen gibt. Und wie weit die einzelnen Destinationen der Insel von einander entfernt liegen.
Sie vermietete uns auch direkt Fahrräder für die ganzen Tage, die wir auf der Insel verbrachten. Wir hätten auch die Möglichkeit gehabt uns Mopeds auszuleihen, aber wollten dann doch eher „sportlich“ unseren Urlaub gestalten. Räder kann man übrigens auch direkt am Hafen ausborgen, das heißt auch für Tagesausflüge lohnt sich eine Anreise auf die Insel.
Die Cala Rossa wird immer wieder als einer DER schönsten Strände auf der ganzen Welt beschrieben. Das Wasser dort ist tatsächlich glasklar und die Landschaft rund herum alles andere als gewöhnlich, aber meine liebsten Flecken waren wo anders. Ganz besondern lieb gewonnen, habe ich unseren Hausstrand, der auf keiner Karte der Insel ausgeschildert wurde. Man muss schon sehr abenteuerlustig sein, um diesen kleinen Strand zu finden. Auch der Cale Rotonda ist nicht nur landschaftlich sehr schön, sondern bietet auch traumhaft schönes Wasser. Die eigentliche Kunst ist es ein windstilles Fleckchen zu finden, denn auf der Insel geht stets ein ordentliches Lüftchen. Rosi hat uns immer in der Früh informiert, auf welchem Strand der Wind heute am wenigsten vorkommt. Das war sehr hilfreich. Der Cala del Preveto – also unserem Hausstrand – war so gut geschützt, dass es eigentlich immer mindestens 10 Grad mehr dort unten hatte.
September scheint die ideale Zeit für einen Urlaub auf Favignana zu sein. Es ist nicht mehr so heiß, wie in den Monaten davor, windgeschützt kann man aber noch immer super Baden gehen und in der Sonne braten. Ein weiterer Pluspunkt, die Hauptsaison im August ist vorbei. Zu der Zeit ist die Insel angeblich voll mit italienischen Touristen. Und ich kann mir dann kaum vorstellen, dass man noch ein Plätzchen an einen der kleinen Strände findet. Im September ist das aber noch gut möglich. Geregnet hat es während unserer Zeit auf der Insel nur Nachts. In der Früh war es meistens warm genug um draußen zu frühstücken.
Die meiste Zeit haben wir einfach in unserem Apartment selbst gekocht. Obwohl der nächste Supermarkt mit dem Rad 15 Minuten entfernt ist, war der Transport an sich kein Problem. Einmal am Tag liefern die Supermärkte ab einem Einkaufswert von 40€ die Einkäufe über die ganze Insel aus. Man muss also nur noch einkaufen, bezahlen und seine Adresse bei der Kassa angeben – fertig.
Direkt neben unserem Apartment gab es auch eine kleine entzückende Bar namens Fidchidindia, bei der es Kleinigkeiten fürs Mittagessen und einige Drinks gab. Sehr zu empfehlen: Caponate – Ein Eintopf aus Melanzani, Oliven, Sellerie und Tomaten, dazu gibt’s getoastetes Weißbrot. Leider kam dort WIRKLICH ALLES auf Plastikgeschirr, dass anschließend im Müll landete.
Eine weitere super nette Bar war die Strandbar Kiosko Marasolo an der Cala Marasolo, wo man wirklich auch herrlich den Sonnenuntergang genießen kann. Macht nicht den Fehler wie wir und bestellt euch überteuertes Bier, sondern kauft euch ein ordentliches Mixgetränk und ihr werdet reichlich mit Aperitivos beschenkt. Wir sind erst recht spät drauf gekommen, dass es diesen Wahnsinns-Deal gibt. Die Aperitivos bestehen aus Bruschettas. Auf Favignana kommen die eigentlich immer ohne Fleisch aus. Thunfisch und Sardinen sind auf einigen der Brötchen drauf, der Rest ist oft sogar vegan.
Einige Male haben wir auch im Ort gegessen. Etwas vegetarisches zu finden war nicht immer leicht, die meisten Gerichte bestanden aus Fisch. Einmal haben wir bei La Pinnata eine kalte vegetarische Platte gefunden, die ich für extrem gut befunden hatte. Ansonsten gibt’s Pasta, Pizza und Salate. Die Klassiker der italienischen Küche eben.
An unserem vorletzten Tag buchten wir uns einen Bootsausflug. Meine Freundin suchte penibel genau die am besten bewertete Agentur auf Tripadvisor heraus – mit Erfolg. Mit Capitan Sinagra waren wir genau auf dem richtigen Ausflugsboot – nein eigentlich war es eine Yacht. Zu Beginn waren wir zwar ziemlich viele an Board, aber nach dem es einige Seeerkrankungen gab, minimierten wir uns bald auf elf Passagiere. Mit der Yacht ging es einmal Rund um die Insel und das Highlight (shame on me) war definitiv der Lunch an Deck. Nach dem wir ungefähr drei Stunden unterwegs waren machten wir an einer kleinen Bucht pause, wo unser Capitan und sein Gehilfe unser Mittagessen auftischten. Natürlich wieder endlos viele Bruschettas, mit den verschiedensten Toppings, die eine Hälfte mit Fisch, die andere Hälfte vegan. Dazu gab es Weißwein, so viel wir trinken konnten und als Nachtisch wurde uns noch Mehlspeise mit Feigen und Eiskaffee serviert. Das ganze wurde über fast zwei Stunden zelebriert. Und wie Italiener halt so sind, werden während dem Essen richtige Freundschaften geschlossen, so schien es zumindest. Wir drei waren mit unseren Italienischkenntnissen bald am Ende und ließen uns hingegen die Sonne auf unsere Bäuche scheinen.
Der Ausflug kostet 30€ und ist mehr als gerechtfertigt. Auf der Rundfahrt sieht man die Insel wirklich von allen Seiten und kann genau abschätzen, welcher der perfekte Strand für einen ist. Deshalb sollte man die Fahrt vielleicht sogar zu Beginn seines Urlaubs machen.
Obwohl ich die ganze Zeit hochlobend über die Insel bisher gesprochen habe, möchte ich auch noch mal sehr gerne auf ein großes Problem zu sprechen kommen. Und zwar der immense Plastikverbrauch der Insel und die Verschmutzungen auf den Stränden. In vielen Bars bekommt man seine Getränke in Einweg-Plastikbecher mit meistens sogar zwei Strohhalme, und oft sogar wird auch das Essen auf Plastikgeschirr serviert. Im Supermarkt wurden wir von der Verkäuferin zurecht gewiesen, weil wir Gemüse und Obst unverpackt in unser Einkaufskörbchen legten. Laut Verkäuferin wäre das unhygienisch und jede Sorte musste deshalb einzeln in Plastik verpackt werden. So viele Plastiksackerl wie hier habe ich den letzten drei Jahren nicht zusammen bekommen. Auch auf den Stränden liegt massenhaft Müll herum, hauptsächlich Zigarettenstummel, Fischernetze, aber auch Plastikflaschen und vor allem Plastiksackerl. Ich habe nur einmal angefangen, den Müll um mein Handtuch herum zusammen zu fassen. Würde das jeder mindestens einmal im Urlaub machen, wären unsere Strände schon um einiges sauberer. Vielleicht denken wir alle öfter dran, die Dinge gleich aufzuheben und richtig zu entsorgen. Ich stand mit meinem „nachhaltig Reisen“-Gedanken auf dieser Insel wirklich an meiner Grenze. Nichts hier kann nachhaltig sein. Ich musste Plastikflaschen kaufen, weil man das Wasser aus dem Wasserhahn nicht trinken konnte, sammelte Unmengen an Plastiksackerl und konnte auch nicht sehr oft vegan essen. Den Transportweg möchte ich hier gar nicht erst ansprechen. Das einzige das vielleicht ansatzweise „grün“ war, war das Fahrrad, dass zu dieser Zeit unser Haupttransportmittel war – aber im Prinzip auch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Ich möchte dieses Thema hier ansprechen, weil ich weiß dass es oft einfach extrem schwierig ist nachhaltig zu Reisen, aber vielleicht kann man auch einfach Bewusstsein schaffen, in dem man diese Themen immer wieder in solchen Ländern anspricht und versucht anzuecken. Wie geht ihr mit dem Thema um, das würde mich interessieren?
So tolle Bilder – aber das ganze Plastik =/ sehr traurig!
Danke Pia!!! <3
Danke für den ausführlichen Bericht!
Lieber Andreas,
es freut mich, dass er gefällt!
Liebe Grüße,
Mira
Hallo, wie hieß den eure Unterkunft auf der Insel?
Lg Angelika
Liebe Angelika,
wir hatten das Apartment „Bilo“ in der Residenza Case Canino. Im Beitrag findest du auch den Link dazu.
Liebe Grüße,
Mira
Liebe Mira, als ich das Foto mit dem Plastikmüll sah, wußte ich schon , was du schreiben würdest. Mit dem Plastikmüll ist es ein Jammer. Du hast mit der Beschreibung von Favignana es gut getroffen. Ich habe die Inseln mehrmals besucht, da ich vis a vis in Santa Maria surfen war und den ganzen Tag die Inseln vor meinen Blick hatte.Da war es logisch sie auch zu besuchen. In Sizilien ist das Plastik überall eine fürchterliche Umweltverschmutzung, sie machen um das Haus sauber, aber sonst werfen sie alles in die Gegend. Anfänglich habe ich am Stand alles eingesammelt, dann nur noch Flaschenkapseln und Fischerleinen, es war zuviel. Sizilien samt Inselchen sind solch schöne Inseln, es ist Schade.Liebe Grüsse roswitha ich fahre trotzdem wieder hin.
Liebe Rowischi,
das wundert mich gar nicht, dass du das auch bemerkt hast!
Leider ist das wirklich ein großes Problem in Sizilien. Allein, weil alles in Plastik serviert und verkauft wird. Ich hoffe die EU-Regulierungen können in den nächsten Jahren da einiges ändern.
Nicht außeracht lassen darf man natürlich, dass für vieles an Müll die Sizilianer*innen nicht verantwortlich sind. Vor allem an den Stränden wird viel Müll aus den Nachbarstaaten angeschwemmt, die ihre Mülldeponien direkt am Meer oder an einem Fluss haben haben. Aber Italien ist da auch wesentlich mit Verantwortlich.
Die Insel deshalb zu verschmähen wäre falsch. Daher wünsch ich dir weiterhin viele schöne Reisen nach Sizilien. Wenn man mit gutem Beispiel voran geht, kann man vielleicht auch ein bisschen was bezwecken. 🙂
Alles Liebe,
Mira
Danke für deinen ausführlichen Bericht und die schönen Fotos. Toll, dass dir Nachhaltigkeit am Herzen liegt – aber wie siehts mit dem Fliegen aus? Das ist ja auch alles andere als nachhaltig. Von Rom aus kann man beispielsweise einen Zug nach Neapel nehmen und dann Fähre nach Palermo fahren. Oder direkt den Nachzug nach Palermo nehmen.
Liebe Grüße, Nadine
Liebe Nadine!
Danke für dein Feedback!
Klar, Fliegen ist alles andere als nachhaltig und ich find’s richtig gut, dass du da auch schon die Alternativen aufzählst.
Ich bin ein großer Fan des Zug-Fahrens, und habe ja auch schon meine Anreise nach Rom mit dem Nachtzug gewählt. Für die spezielle Reise nach Sizilien, war es für mich aber zeitlich leider nicht möglich auf die Öffis zurück zu greifen. Heute würde ich die Reise aber wohl anders planen.
Liebe Grüße,
Mira