Schon als Kind war ich sehr sensibel was verdorbene Lebensmittel und den darauf folgenden Weg in die Mülltonne anbelangte. In meiner Familie war das eigentlich auch immer Thema. Ich selbst bin mit einem prall gefüllten Kühlschrank aufgewachsen. Wenn ich Hunger hatte suchte ich dort oder in der Speis nach passendem Snack-Material und wurde meistens fündig. Oft fielen mir aber auch bereits verdorbene Lebensmittel in die Hände, die dann einfach im Müll landeten. Bei meinen Großeltern, die den Krieg hautnah miterlebt haben, wurde dafür wieder extrem sparsam umgegangen. Bei ihnen hieß es „Aufessen!“ und meine Oma kannte sicher hundert Möglichkeiten Obst und Gemüse in verschiedenster weiße einzukochen und zu verarbeiten, damit sie länger genießbar sind. Ich fand beide Herangehensweisen zu extrem. Erstens konnte ich die großen Portionen, die mir Oma auf den Tisch stellte nie aufessen und zweitens sah ich keinen Sinn dahinter, Lebensmittel erst zu kaufen und dann genauso wieder in den Müll zu werfen.
In Österreich landen jährlich 157 000 Tonnen noch-genießbare Lebensmittel im Müll. Allein ein/e Wiener/in produziert 40 kg Lebensmittelmüll im Jahr.* Das sollte einem zu denken geben. Nicht nur, weil in anderen Ländern Menschen Hunger leiden, sondern auch weil es ein enormer Aufwand ist Lebensmittel überhaupt zu produzieren. Für 1kg Käse beispielsweise kommt es bei der Produktion zu einer CO² Emission von mehr als 8000g.** Das ist derselbe Wert wie eine PKW-Fahrt von Wien Zentrum nach Wiener Neustadt. Nicht dabei mitgerechnet sind natürlich die Verpackung des Käses und der Transportweg. Für jedes Lebensmittel das auf den Müll landet, landen also auch unnötig verursachte Energie- und CO² Werte am Müll.
Man möchte meinen, dass der meiste Lebensmittelmüll durch die Gastronomie und direkt in den Supermärkten entsteht. Aber auch wir als Konsumenten selbst, tragen wesentlich zu den Massen an Müll bei. Eine Studie der FAO nennt dabei die häufigsten Ursachen in der schlechten oder fehlenden Einkaufsplanung, dem übervorsichtigen Umgang mit Haltbarkeitsdaten und dem Wegschmeißen von Lebensmittel die nicht mehr der Norm entsprechen. Wir Konsumenten selbst können also einiges dazu beitragen, dass wir Lebensmittelmüll so niedrig wie möglich halten. Hier also meine 10 einfachen Tipps, die dazu führen können, dass man im Alltag weniger Lebensmittelmüll verursacht:
Das A und O ist eine Einkaufsliste. Ich habe gemeinsam mit meinem Freund Post-it’s an einer Pinnwand, auf die wir Lebensmittel rauf schreiben, die gerade aufgegessen worden sind. So sind wir uns sicher, dass wir keine Dinge doppelt kaufen. Übrigens können Einkaufslisten auch helfen zu vermeiden, dass man unnötige Dinge einkauft. Nicht immer, aber zumindest meistens! 😉
Zur Einkaufsliste gehören natürlich auch schon geschmiedete Kochpläne. Früher habe ich einfach immer nur Gemüse nach Lust und Laune gekauft, heute wird nur noch streng nach Kochplan geshoppt. Am besten man entscheidet also schon für die nächsten drei Tage was man gerne kochen möchte und stimmt darauf seine Einkaufsliste ab. So geht auch kein Lebensmittel in den Tiefen des Kühlschranks verloren.
Damit im Supermarkt nicht zu viel Lebensmittel im Müll landen habe ich folgenden Tipp: Nimm nicht die Milch (Joghurt, Käse, Reis, Eier) mit dem spätesten Ablaufdatum, sondern die mit dem frühesten! (Ausgenommen, du weißt, dass du sie erst in einigen Wochen aufmachen wirst) Nimm Gemüse das nicht mehr ganz so perfekt ausschaut, wenn du weißt, dass du es ohnehin heute verkochen wirst.
Bevor du einkaufen gehst und dich schon auf ein außergewöhnliches Rezept mit vielen neuen Zutaten einstellst, schau zu erst in den Kühlschrank! Bei uns gibt’s klassische Rezepte, die fast mit jedem Gemüse gut zu kombinieren sind: Curry-Linsen-Eintopf, Salat, Bowls, Risotto/Quinotto oder Suppe.
Es gibt da so einige Tipps wie man Gemüse richtig lagern muss, damit es lange frisch bleibt. Am besten man googlet einfach danach. Mein größter Aha-Effekt hatte ich bei grünem Blattgemüse (Spinat, Mangold, Petersilie, Schnittlauch, … ). Einfach in ein nasses Geschirrtuch einwickeln und im Kühlschrank lagern. Jeden Tag neu befeuchten, so hält das Gemüse bestimmt doppelt so lange!
Wir kennen sie alle: die Restl-Essen. Da gibt es zum Beispiel Salat, oder überbackene Nudelgerichte, Suppe oder sogar Scheiterhaufen. Ganz genial finde ich auch Laibchen aus übrigen Reis-, Quinoa-, Polenta-, Couscous- (you name it!)Gerichten. Das Getreide mit einem Ei oder auch Speisestärke (wenn man so wie ich lieber vegan unterwegs ist) binden und bei Belieben Gemüse beifügen. Das Ganze gut vermischen, eventuell noch Flüssigkeit hinzu geben und in kleine Laibchen formen und heraus braten. Perfekt, wenn man nach zwei Tagen keinen Bock mehr auf Kürbis-Risotto hat, aber noch immer was davon übrig ist. 😉
In den meisten Fällen schmeißt man viel zu viel vom Gemüse oder vom Obst weg, dass man eigentlich noch locker hätte essen können. Das Grünzeug zum Beispiel. Aus dem Karotten-Grün kann man herrliches Pesto machen, das Radiesschen -Grün gibt ein köstliches Topping fürs Brot her. Genauso ist das mit vielen Obst-Kernen. Wusstest du das Avocado-Kerne geraspelt und getrocknet die perfekte Ergänzung für das Müsli in der Früh sind, oder dass man Papaya-Kerne als eine Art Pfeffer verwenden kann? Auch Kürbiskerne eigenen sich perfekt als Snack für zwischendurch. Da wäre dann auch noch die Schale. Schmeiß‘ sie nicht weg, sondern friere sie ein, sie eignet sich besonders gut um Suppe zu kochen. Auch Apfelschalen kann man trocknen und mit Zimt und Zucker zu einem köstlichen Nachtisch verwandeln.
Einfrieren, eh klar. Aber das geht nicht nur mit ganzen Mahlzeiten, sondern auch hervorragend mit Obst, das nicht mehr ganz so knackig aussieht. Die Banane vegetiert vor sich hin und man ist sich sicher, man wird sie in den nächsten Stunde nicht essen? Ab in die Tiefkühltruhe damit (natürlich geschält). Mit gefrorenem Obst lassen sich nämlich hervorragende Sorbets (sogenannte Nicecreams) zaubern, oder man verwertet sie mit ein bisschen mehr Flüssigkeit zu köstlichen Smoothies!
Ihr habt es gar nicht so mit selber kochen und geht lieber essen? Wenn ihr es nicht schafft den Teller zu leeren und trotzdem am nächsten Tag gerne ein paar Sonnenstrahlen hättet, dann fragt einfach nach einer Alufolie und lasst euch eure Restl einpacken. – Oder noch besser; bringt eure eigene Jausenbox mit!
Ab und an kauft man Lebensmittel ein, bei denen man nach dem ersten probieren bemerkt, dass sie einem nicht schmecken. Oder man kauft viel zu viel und fährt dann spontan fürs Wochenende weg. Es gibt verschiedene Gründe dafür, aber manchmal hat man einfach zu viel Lebensmittel zuhause, die man nicht essen möchte oder kann und man weiß nicht wohin damit. Bevor man die Produkte also in den Müll schmeißt sollte man auf jeden Fall den/die Nachbarn/Nachbarin fragen, ob sie es vielleicht essen möchten. Für Wien gibt es auch eine tolle share and care Gruppe auf Facebook, wo man Lebensmittel, egal ob angebraucht oder neu, verschenken kann. In fast jedem Fall finden sich Menschen, die die Produkte sehr gerne annehmen.
Was sind eure persönlichen Tipps und Erfahrungen mit Lebensmittelverschwendung? Ich freu mich auf euer Feedback!
Quellen:
*Lebensmittelabfälle: Zahlen, Daten und Fakten
**CO2 Emissionen in verschiedenen Lebensbereichen
Global Food Losses and Food Waste
Liebe Mira,
was für ein schöner und wichtiger Artikel. Ich versuche auch immer bewusster beim Einkauf vorzugehen. Wenn dann doch mal etwas drei Tage zu lange rumliegt? Die magische Lösung ist fast immer: Smoothie! Egal ob mit alten Bananen oder braunen Avocados.
Love, Sylvie von http://www.miss-interpreted.com
Liebe Sylvie,
vielen Dank für dein liebes Kommentar!
Smoothies sind tatsächlich eine großartige Idee um ältere Lebensmittel zu verwerten. Da is es nämlich egal, ob Obst oder Gemüse und es kann zu beider Maßen gemischt werden!
Danke für dein Input!
Alles Liebe,
Mira
Liebe Mira,
du sprichst mit diesem Blogpost ein sehr wichtiges Thema an und ich finde es toll, dass du es ansprichst. Der Umgang mit Lebensmittel war in meiner Kindheit ähnlich wie bei dir. Ich war und bin es auch immer noch gewohnt, dass der Kühlschrank voll ist. Aber da mein Auszug nun ja auch im nächsten Jahr bevorsteht, möchte ich natürlich bewusster einkaufen, was ich auch schon jetzt versuche, obwohl ich noch zu Hause lebe. Aber ich weiß ja selbst am Besten, was ICH brauche und kümmere mich dann nichtsdestotrotz lieber selbst drum.
Danke für die tollen Tipps, die werde ich mir ausdrucken und an den Kühlschrank hängen 🙂
Hab ein schönes Wochenende.
Liebste Grüße
Lisa
http://www.mycafeaulait.at
PS: Bei den „Restln“ mag ich vor allem Knödel mit Ei 😉 (auch wenn es jetzt nicht vegan ist)
Liebe Lisa,
freu mich voll so ein tolles Feedback von dir zu bekommen! 🙂
Es ist wirklich sehr schwierig Lebensmittelmüll zu vermeiden, wenn man bei den Eltern oder in einer WG oder ähnliches lebt. Da müssen dann schon alle an einem Strang ziehen. Ich hab mir in meiner WG immer extrem schwer getan, meine Ideologien durch zu setzten (und meistens hat’s auch nicht geklappt).
Aber so bald man mal alleine wohnt kann man selbst seine Regeln aufstellen. Das ist ganz schön befreiend! 😉
Und ja, Knödel mit Ei soooo gut!
Alles Liebe und dir auch ein schönes Wochenende,
Mira