Reisen ist eines der schönsten Privilegien das wir besitzen. Wir können fremde Kulturen kennen lernen, die Vorzüge von ferner Küche und exotischen Früchten erfahren, Tiere und Pflanzen in ihrer natürlichen Wildbahn entdecken, Naturwunder und historische Kulturstätten erforschen. Wen die Entdeckungslust vor Hunderten Jahren gepackt hat, der hat sich auf ein Schiff aus Holz begeben. Ankunft und Rückkehr ungewiss. Heute steigen wir in ein Flugzeug und haben die Ankunftszeit auf unser Ticket gedruckt. Was für ein Luxus. Aber mit Nachhaltigkeit hat das leider wenig zu tun.
Flugzeugreisen sind enorm umweltschädigend und gehören zu den großen Belastungen unserer Erdatmosphäre. Ein Flug von Frankfurt nach Sydney (der längste Flug) verbraucht ungefähr 12460 kg CO², das ist genau so viel wie ein Durchschnittsbürger in Europa im Jahr (ohne Flug) in Anspruch nimmt. Schon oft wurde ich schief angeschaut, wenn ich erwähnt habe, dass ich einen Blog über Nachhaltigkeit habe, wo ich über faire Mode, veganes Essen und verantwortungsbewusstes Reisen schreibe. „Reisen ist aber nicht sehr nachhaltig!“, hab ich dann schon oft als Rückmeldung bekommen. Und ja, das mag stimmen. Aber noch schlimmer ist es, wenn der ökologische Fußabdruck während Reisen überhaupt nicht thematisiert wird. Ich habe schon öfters über Tipps zu einer umweltbewussteren Reise geschrieben. Hier möchte ich gerne auf Flugreisen eingehen. Wie kann man eine Flugreise so nachhaltig wie möglich gestallten? Geht das überhaupt?
Das größte Problem bei Flugreisen ist das Verbrennen von Kerosin und Benzin, das am meisten CO² entstehen lässt. Außerdem entstehen Schleierwolken und Kondensstreifen und es treten große Mengen an Treibhausgas Ozon und Methan aus. Der Kauf eines Flugtickets sollte also gut überlegt werden. Und im Idealfall steigt man auf Eisenbahn, Bus, Fähre oder eben auch ein Auto um.
In Österreich sind wir wirklich in einer herrlichen Position. In Mitten von Europa mit direkten Zug-Anbindungen in mindestens neun Länder. Mit Nachzügen kommt man bequem in die nächste Metropole und mit einmal Umsteigen lassen sich sogar fernere Ziele in Europa besuchen. Manchmal möchte man aber auch etwas anderes kennen lernen, und vielleicht ferne Inseln oder einen anderen Kontinent besuchen. Menschen mit viel Zeit könnten auf einem Schiff anheuern – das hört sich romantisch an, bedeutet aber nicht gleich dass es nachhaltiger ist. Eine Kreuzfahrt Beispielweise verbraucht viel mehr Energie als ein Flug und ist verantwortlich für die Verschmutzung der Ozeane. Hier könnt ihr mehr dazu nachlesen. Besitzt man also kein Segelboot, wird es schwierig da eine grüne Alternative zu finden. Das Flugzeug bleibt also unser einziges Transportmittel für Fernreisen.
Je mehr Flüge wir besteigen, desto höher ist unser persönlicher ökologischer Fußabdruck. Deshalb gilt: wenn möglich einen Direktflug zu buchen! Eine Alternative währe, eine Zwischenlandung zu Nützen um Stadt, Land und Leute etwas kennen zu lernen und somit zumindest einen persönlichen Profit dabei herauszuschlagen.
Am besten nur mit dem Notwendigsten verreisen! Denn, je weniger Gewicht das Flugzeug mit sich mit transportiert, desto weniger CO² wird in die Atmosphäre geschleudert. Bonus: Du zahlst weniger, brauchst anschließend nicht auf dein Gepäck warten und schleppst weniger mit dir herum!
Die „First Class“ verbraucht 40% mehr CO² als die „Economy Class“. Dadurch wird nämlich mehr Platz in Anspruch genommen und somit können weniger Menschen mit der Maschine mitfliegen. Langfristig sollte die erste Klasse also abgebaut werden und dass gelingt eben nur, wenn man sie nicht bucht.
Die Flugzeug-Mahlzeit mag nicht immer die beste sein, trotzdem sollte sie gegessen werden, denn nach dem Flug werden alle Mahlzeiten aus dem Flugzeug entsorgt oder verbrannt. So enstehen jeden Tag 9 Tonnen Lebensmittel-Müll alleine von Maschinen, die in München landen. Dann lieber noch einmal nachfragen, ob es noch Nachschub gibt, bevor es weggeschmissen wird, ist meine Devise.
Bei atmosfair.at kann man seinen Flug anhand einer Geldspende kompensieren. Es sind dann zwar nicht alle Sünden vergeben, so wie es beim Ablasshandel während des Mittelalters der Fall war, aber das Geld geht immerhin an eine gute Sache, während man selbst die Umwelt mit seinem Flug belastet. Das Projekt, dass man dabei unterstützen möchte, kann man sich sogar selbst aussuchen.
Für zwei Tage nach London zum Shoppen oder für eine Woche nach Thailand zum Sonnenbaden hört sich erst Mals abstrakt an, ist aber mittlerweile total gängig. Und auch ich habe solche Flüge bereits getätigt, bade mich deshalb nicht in Unschuld. Die Gewichtung sollte einfach stimmen, je mehr man von einer Reise mitnimmt (Wissen – nicht Souvenirs! ;)), und je länger man vor Ort verweilt, desto eher rentiert sich der Flug für einen selbst und auch für die Umwelt.
Diese Punkte sind keine Lösung! Langfristig muss sich die Technologie verändern und das Streckennetz verkleinert werden. Wenn ich daran denke, dass ich in einem Langstreckenflugzeug von London nach Rio fast alleine war, ist das sehr weit entfernt von einer nachhaltigen Lösung. Effizient kann ein Flug nur sein, wenn er ausgebucht ist. Daher bedenke: je weniger Flüge gebucht werden, desto eher wird das Angebot zurück gezogen und weniger leere Maschinen steigen in den Himmel.
Nützliche Links zu dem Thema:
Wie steht ihr zum Thema Reisen und Nachhaltigkeit? Wie handhabt ihr das mit euren Flugreisen?
Tolle Tipps. Es gibt natürlich auch tolle Alternativen zum Flugzeug, einfach mal mit dem Zug auf Reisen gehen etc.
Natürlich kann man nicht ganz auf das Flugzeug bei weiten Destinationen verzichten.
Ich bin da ganz bei dir: Flugreisen sollten ein besonderes Goodie sein und im Bestfall durch Zugreisen ersetzt werden. Aber, wie das nunmal so ist, mach ich auch alle paar Jahre gerne einmal eine Flugreise zwecks Inselurlaub (heuer kommt z.B. noch Rhodos). Was ich noch nicht wusste, ist, dass das Flugzeugessen am Ende einfach weggeschmissen wird. Da hab ich grad recht große Augen gemacht, Wahnsinn!
Den Emissionsausgleich per Spende find ich an sich zwar ganz nett, aber im Prinzip wird damit eigentlich nur das eigene Gewissen beruhigt. Würden wir alle ein bisschen weniger und bedachter durch die Lüfte reisen als wir es jetzt tun (gerade wenn’s um Kurzstreckenflüge geht), könnte man schon unglaublich viel CO2 einsparen.
Cooler, inhaltlich wertvoller Artikel, liebe Mira! Danke dafür!
Liebe Tanja,
es freut mich zu hören, dass dir mein Beitrag so gut gefallen hat!
Das mit dem Board Essen hat mich schon immer wahnsinnig interessiert… Also was damit passiert und wie das ganze berechnet wird. Bei manchen Flügen, werden ja auch wirklich alle Sandwiches aufgefuttert und du kannst dich als glücklich schätzen, wenn für dich am letzten Platz noch ein vegetarisches Sandwich übrig bleibt. Aber ich denke gerade bei Langstreckenflügen, ist manchmal einfach viel mehr Essen an Board als nötig. Da stelle ich mir den Müllberg schon überdimensional groß vor.
Mit dem Kompensieren gebe ich dir natürlich vollkommen recht. Ich muss dabei immer an die Ablasssteuer aus dem Mittelalter denken. Menschen zahlen Geld an ein Institut (an die Kirche) und die Sünden werden einem vergeben. Ist ja praktisch! 😉
Alles Liebe,
Mira