Ende August bin ich spontan mit einer Freundin nach Budapest gereist. Mit dem Zug war ich recht günstig ab Wien unterwegs und eine Fahrt dauert auch nur 2,5 Stunden. Budapest stand schon lange auf meiner Bucketlist. Die Nachbarsländer zu kennen erscheint für mich als Selbstverständlichkeit, trotzdem fehlte mir noch Ungarn (und die Schweiz), obwohl ich mir einen Trip dort hin schon so oft vorgenommen hatte. Letzten Monat hab ich dann doch endlich geschafft und hier ist mein kleiner Bericht dazu.
Ich verreiste ohne Plan. Am Vortag hatte ich mir noch einen Lonely Planet besorg, den ich versuchte in der kurzen Zugfahrt zu studieren. Als Geschichte Studentin war mir hauptsächlich wichtig das Schloss zu besichtigen, der andere Kram war mir egal. Billig soll die Reise werden. 120€ gab ich insgesamt aus, die sich wie folgt aufteilten:
Wir wählten unsere Unterkunft mit den Kriterien Preis und Lage aus. Für knappe 18€ die Nacht bekamen wir im Budapester Zentrum ein privates Zimmer mit eigenem Bad für zwei Personen. Frühstück war zwar nicht inbegriffen, aber das hätten wir in dem etwas herunter gekommenen Hostel wahrscheinlich eh nicht essen wollen.
Wir trafen uns am späten Nachmittag in Budapest, wo wir beide nicht mehr viel Lust auf Sightseeing hatten, also kundschafteten wir gleich das Jüdische Viertel aus, das auch zu meinem Lieblingsort in Budapest mutierte. In Erzsébetváros findet man koschere Lokale, Ruin Pubs und Garden Clubs an jeder Ecke. Wir waren so fasziniert von den vielen Garden Clubs, die so liebevoll leere Innenhöfe schmückten. Wir versuchten überall immer nur ein Getränk zu uns zu nehmen, damit wir so viel wie möglich von dem tollen Outdoor-Vergnügen hatten. Natürlich war auch das Wetter Ideal. Es war Ende August und es hatte noch immer stolze 36°C. Im Winter verschwinden die Garden Clubs dann wieder, aber die Ruin Pubs, mit ihrer künstlerischen Innenarchitektur sind dann noch immer verlässliche Bierversorger.
Am nächsten Tag versuchten wir früh genug aufzustehen, auch wenn das nach einer ersten flüssigen Nacht nicht so einfach war. Auf der Suche nach Frühstück freute ich mich wie eine runde Semmel als ich direkt ums Eck unseres Hostels eine Smoothiebar namens Fruccola entdeckte, wo es auch noch köstliches Frühstück gab. Ich entschied mich für ein stärkendes Spiegelei-Frühstück und holte mir anschließend noch einen Karotten-Apfel-Orangen-Saft.
Den Tag verbrachten wir dann am Castle Hill (der Name erinnert mich immer ein bisschen an GOT). Um Geld zu sparen und fit zu bleiben, entschieden wir uns gegen die gemütliche Seilbahn und spazierten den Berg zu Fuß hinauf. Das ging sogar ziemlich flott! Der Royal Palace wird heute hauptsächlich als Kunstgalerie genutzt. Da er im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört wurde, blieb nicht viel von seiner ursprünglichen Innenausstattung übrig. Während des Sozialkommunismus bekam das Schloss dann einen neuen Anstrich, deshalb kann man leider nicht mehr die königlichen Gemächer bewundern, wie es etwa in Wien möglich ist. Für mich war diese Nachricht ein harter Schlag. Abfinden wollte ich mich trotzdem nicht damit. Zum Glück fand ich recht bald das Castle Museum, am anderen Ende des Schlosses. Dort erfährt man mehr über die Geschichte Budapest und auch die Habsburger Einflüsse kommen nicht zu kurz. Für Geschichteliebende Menschen wie mich ein absolutes Muss. Ich war danach wieder glücklich!
Nach der ersten Dosis Kultur, brach bei uns schön langsam die Mittagsmüdigkeit ein. Trotzdem folgten wir noch den Touristenmassen bis vor die Matthias Church. Ich schaffte es leider nicht ein Foto zu machen, wo kein Touri drauf war. Ein derartiges Touri-Aufgebot entgegnet mir sonst nur an einem Sonntag in Schönbrunn. Also schnell weg und ab ins Kühle.
Unser Lonely Planat gab uns nämlich den Tipp bei heißen Tagen in die Höhlen unter dem Castle Hill zu verschwinden. Eine Möglichkeit ist das Hospital in the Rock. Ein Krankenhaus dass während des Zweiten Weltkriegs erbaut wurde und bis zu 300 Patienten versorgte. Während des Kalten Kriegs wurde es dann in einen Atomschutzpunker umfunktioniert, was für mich irgendwie am gruseligsten war, weil das Thema noch immer so aktuell ist. Das Museum kann man nur mit Guide besuchen. Die Führung war ganz nett, leider war unser Guide etwas übermotiviert Witze zu machen, die nichts in so einem furchtbaren Ort verloren haben, meiner Meinung nach.
Nun war es endlich Zeit für Essen! Wir spazierten den Castel Hill langsam hinab, verirrten uns ein paar Mal und fanden dann endlich ein wunderbares veganes Lokal das uns unser Reiseführer empfohlen hatten. Leider waren wir selbst zu gute Köche, so dass wir das Seitangeschnetzelte und den Kichererbsenauflauf als mittelmäßig bewerteten.
Schließlich liefen wir noch ein wenig in der Innenstadt herum, kamen dann für eine Dusche ins Hostel zurück und suchten dann wieder Erzsébetváros auf, um uns erneut in Garden Clubs und Ruin Pubs zu verlieren. Davor musste aber noch ein Kaffee her. Dafür wählten wir das schicke Lokal Fekete das sich auf verschiedene Arten des Kaffeebrauens spezialisiert hat. Hier bekommt man auch allerlei Kaffezubehör und genießen darf man seinen Kaffee im netten Innenhof.
An unserem letzten Tag hieß es natürlich wieder früh aufstehen. Wir ließen unser Hab und Gut bei der Hostel Rezeption zurück und machten uns auf den Weg zur Markthalle. Die erste Markthalle die wir besuchten war Rákóczi tér Market. Direkt bei der Metro Station Rákóczi tér befindet sich die riesen Halle, wo man eigentlich alles an Lebensmittel bekommt, was man eben so braucht. Für ein kleines Frühstück setzten wir uns zu einer Bäckerei, wo wir das erste Mal Probleme mit der Verständigung auf Englisch hatten. Schlussendlich bekamen wir aber doch alles, was wir wollten. Meine Freundin deckte sich dort noch mit Käse ein und weiter ging es zur nächsten Markt Halle.
Zwischendurch holten wir uns noch einen Smoothie bei Vega City. Leider erfuhren wir erst vor Ort, dass sich das Lokal auch super eignet um vegan zu essen. Da wir aber keinen Hunger hatten, blieb es beim Smoothie.
Nagycsarnok ist direkt im Stadtzentrum und deshalb auch eine sehr überfüllte und touristische Markthalle. Neben Obst, Gemüse, Fleisch und Wein bekommt man hier auch Souvenirs und man kann direkt vor Ort essen. Wegen des Getümmels an Menschenmassen verließen wird den Ort aber schon bald wieder.
Bevor es nun wieder zurück zum Bahnhof und weiter in die Heimat ging, musste natürlich noch Mittag/Abendessen her. Wir entschieden uns für ein Lokal, bei dem wir schon hunderte Male vorbei gelaufen sind, das Kajahu. Da es dort auch ungarische vegetarische Köstlichkeiten gab (was man sonst eigentlich nirgendwo bekommt) wollten wir das Lokal unbedingt ausprobieren, wir wussten allerdings nichts von dem wirren Konzept des Lokals. Jeder Tisch hat ein eigenes Ipad, auf dem er bestellen kann. Da wir draußen sitzen wollten, mussten wir hinein zu einem Computer gehen um zu bestellen. Paradoxerweise half uns die Kellnerin dabei. Das Essen war super schnell da und ich war extrem zufrieden mit meinen gefüllten Tomaten. Fürs Zahlen mussten wir allerdings wieder zu unserem Computer gehen, der dafür zuständig war, die Kellnerin zu rufen. Also gaben wir ihr das Geld und verschwanden. Trinkgeld bekam der Computer keines.
Der Ausflug nach Budapest war eine super Idee und ich bin schon wieder dabei Freunde zu überzeugen, einen Kurztrip mit mir dort hin zu machen. Für die überlaufene Innenstadt und die vielen Touris kann ich zwar auch in Wien bleiben, aber es gibt einfach keine vergleichbaren Clubs und Bars hier in Wien. Und natürlich sind auch Preise für Drinks und Snacks unschlagbar. Das nächste Mal werde ich mein Hostel dann auch in Ruin Pub Nähe wählen.
Meine Gedanken zur Asylantenpolitik und Flüchtlinge in Budapest könnt ihr übrigens hier lesen. Es war mir wichtig, dass ich auch dazu einen Blogpost verfasse und nicht die Augen verschließe bei so einer Reise!
Oh, Budapest steht auch schon lange auf meiner Liste… Irgendwie habe ich es bis jetzt nie geschafft, obwohl es von Wien wirklich nicht weit ist. Dein Reisebericht hat mir jetzt noch mehr Lust gemacht, diese Stadt bald zu besuchen und auf meiner „Must See“ Liste abzuhaken. 🙂
Liebe Grüße,
Annika
http://www.herpistolgo.com
nicht lange nachdenken und einfach fahren! 🙂
freut mich wirklich, dass dich mein Post inspiriert hat!
wenn du dann dort warst, möchte ich einen Bericht von dir lesen! 😉
Alles Liebe,
Mira
Dein Beitrag macht mir Lust, sofort in den nächsten Zug zu springen und nach Budapest zu fahren! Ich liebe diese Stadt einfach so sehr!!! 🙂 LG Larissa
Liebe Larissa,
Budapest ist wirklich eine einmalige Stadt. Jetzt wo ich so drüber nachdenke, würd ich auch am liebsten für ein paar Tage rüber fahren. So weit ist es ja eigentlich gar nicht. 😉
Alles Liebe,
Mira