Frisch und Munter melde ich mich nun aus dem sonnigen Rio de Janeiro. Morgen startet hier meine Uni und ich muss ganz ehrlich sagen, der Weg bis hier her war gar nicht so einfach. Ich kann mir vorstellen, dass auch einige andere Personen an einem Auslandssemester in Brasilien interessiert sind und deshalb möchte ich ein kleines Summery meiner Vorbereitungen hier abtippen.
Der erste Schritt bei einem Auslandsemester ist immer die Bewerbung. Am besten man checkt online die Kooperationspartner seiner Universität, in meinem Fall auf der Webseite des Non-Eu Student Exchange Program der Universität Wien. Ich hatte das Glück dass in dem Jahr meiner Bewerbung gerade neue Partnerländer zu dem Austauschabkommen hinzukamen, darunter auch Brasilien. Ich wollte von Anfang an nur nach Brasilien, deshalb musste ich nicht lange überlegen, als ich sah, dass ich mich nun endlich bewerben konnte.
Wenn deine Uni kein Abkommen mit einer Universität aus Brasilien hat, dann musst du dich individuell bewerben. Du kontaktierst also die Universität deiner Wahl und hoffst, dass sie ein Auge zu drücken. Ich habe mitbekommen, dass es hier in Brasilien wirklich nur sehr selten vorkommt, dass man ohne Abkommen genommen wird. Versuchen kann man es aber trotzdem! Es soll ja Ausnahmen geben! 😉
Für meine Bewerbung an der Uni musste ich einiges abgeben. Bewerbungsschreiben auf Englisch und Portugiesisch, Sprachkenntnisnachweis, Empfehlungsschreiben und noch einige andere Dokumente. Lasst euch von den vielen Dokumenten nicht abschrecken! Fangt früh genug an die Dokumente zu sammeln und vor allem fragt früh genug bei euren Professoren nach einer Empfehlung nach. Im Normalfall bekommt man so ein Schreiben nämlich auch nicht von einen auf den anderen Tag. Für den Sprachnachweis gilt; auch wenn ihr das Sprachnivou nicht erreicht, bewerbt euch trotzdem, wenn es nämlich wenige Bewerbungen gibt, dann kommen auch Studenten dran, die eben nicht alle Vorgaben erfüllen, ich konnte beispielsweise nur B1 nachweisen, obwohl das Level B2 erwünscht war. Wenn die Bewerbung erst mal akzeptiert wurde, kommt das kommissionelle Vorstellungsgespräch. Das einzige was man hier können sollte, ist ein paar Sätze auf Portugiesisch zu sagen und etwas über die Unis wissen, für die man sich beworben hat.
In meinem Fall wurden alle KandidatInnen, die sich beworben haben, akzeptiert. So, let’s do it!
Wenn man erst mal von seiner eigenen Uni für ein Stipendium nominiert worden ist, dann muss man sich „nur“ noch auf der brasilianischen Uni anmelden. Als Studentin eines Masterprogramms (Pos-Graduação), musste ich im Vorhinein einen Koordinator meiner Studienrichtung auf der Brasilianischen Uni suchen. Das ist oft gar nicht so einfach und man wird sehr oft auf andere Personen verwiesen, bis sich jemand tatsächlich angesprochen fühlt. Im Normalfall kommen aber Austauschstudenten immer gut an und deshalb bekommt man relativ bald (nachdem die richtige Person gefunden wurde) einen Acceptance Letter. Wenn man sich im Bachelor (also Graduação) bewirbt, dann ist die Vorgehensweise meistens einfacher, bei mir gab es nur ein Formular zum Ausfüllen.
Hat man endlich seinen Acceptance Letter in der Hand, kann man ein Visum beantragen, das braucht man wenn man länger als 90 Tage in Brasilien bleibt. Das Visum kann man direkt beim brasilianischen Konsulat beantragen. Eine Liste der vorzuweisenden Dokumente kann man in der Regel auf der Website der Botschaft aufrufen. Lasst euch auch nicht von diesen Dokumenten abschrecken und fangt früh genug an, alle Dokumente zusammen zu tragen. In meinem Fall benötigte ich unter anderem ein polizeiliches Führungszeugnis, ein Nachweis über meinen Unterhalt (600€ im Monat), eine Auslandskrankenversicherung und eine Inskriptionsbestätigung. Die Beantragung meiner Krankenversicherung hat bei mir fast eine Woche gedauert, so etwas sollte zu berücksichtigen sein. Ich habe mich übrigens für die Allianz Studentenkrankenversicherung entschieden. Diese habe ich als am günstigsten und besten empfunden, neben allen anderen. Als Nachweis für den Unterhalt hat bei mir ein Kontoauszug gereicht. Wenn ihr euch unsicher seid, ruft einfach bei der Botschaft an, die Angestellten dort sind unglaublich nett und hilfsbereit.
Neben einer Krankenversicherung sind, meiner Meinung nach, auch Impfungen wichtig wenn man in ein tropisches Gebiet reist. Ich bin eigentlich kein so großer Fan von Impfungen, vor allem weil ich nicht immer sehr gut darauf reagiere, aber man kann sich dadurch einfach enorm viel Ärger ersparen. Verpflichtend sind sie zwar als Reisender in Brasilien nicht, aber empfohlen. Ich gehe eigentlich vor jeder großen Reise zum Traveldoc in Wien, dort werde ich gut beraten und bekomme Impfungen ohne irgendwelche extra kosten. Empfohlen werden Impfungen gegen Gelbfieber, Tetanus, Hepatitis A und B und Diphtherie. Ebenfalls empfohlen wird eine dreiteilige Tollwutimpfung, die wollte ich bisher allerdings nicht machen, weil sie sehr aggressiv auf den Körper wirken kann und weil es in Rio ohnehin ein Krankenhaus mit dem Gegengift gibt. Informiert euch vorher, wo ihr im Notfall hin müsst, falls ihr gebissen werdet, es ist immer gut solche Informationen im Hinterkopf zu haben. Dasselbe gilt für Malaria, lasst euch von eurem Arzt gut darüber beraten und nehmt auf jeden Fall Tabletten mit. Insektenschutz ist genauso wichtig! Achtet darauf, dass ihr euch nicht herkömmlichen Insektenschutz aus der Drogerie besorgt, auf die reagieren Moskitos hier in Brasilien meist kaum. Ich habe bisher sehr gute Erfahrungen mit der Marke Nobite gemacht. Gibt es für die Haut, aber auch für die Kleidung.
Wie bereits erwähnt, sollte man bereits bei der Bewerbung einen Sprachnachweis vorbringen. Diesen bekommt man entweder von einem Unisprachkurs ausgestellt oder über eine Sprachschule. Um sich weiterhin auf das Auslandssemester sprachlich vorzubereiten, gibt es mittlerweile echt gute Möglichkeiten online. Beispielsweise mit der gratis App Duolingo oder der kostenpflichtigen App Babble. Ich habe beide ausprobiert und bin von beiden sehr begeister! Natürlich erlernt man die Sprache am besten vor Ort im Austausch mit anderen BrasilianerInnen. Ich habe daher einen Sprachkurs eine Woche vor Unibeginn gebucht, da meine Uni einen solchen leider nicht anbietet. Nach vieler Recherche buchte ich den Kurs bei Casa do Caminhos, einer Schule die nicht nur Portugiesisch lehrt, sondern auch unterprivilegierte Kinder unterstützt. Momentan bin ich sehr zufrieden mit der Schule und habe sogar weitere 12 Stunden gebucht. Eine andere sehr zu empfehlende Schule ist Idioma in Salvador. Darüber habe ich bereits hier geschrieben.
Mir war es unglaublich wichtig, eine Unterkunft bereits im Vorhinein zu finden. Es gibt dafür mehrere Facebook Gruppen die sich als sehr Hilfreich erweisen. In Niterói gibt es beispielsweise die Gruppe Repúblicas em Niterói. Repúblicas sind so etwas wie Studentenwohnheime, können aber auch als WGs gesehen werden, so genau weiß das eigentlich niemand. In Rio ist das Leben meist um einiges teurer. Dort bezahlt man für ein Zimmer an die 500€, oft muss man dieses sogar mit anderen Studenten teilen. In Niterói bin ich für 200€ fündig geworden und dass, obwohl das Apartment sogar direkt neben dem Uni Campus ist. Gute Gegenden zum Leben in Niterói sind bestimmt Ingá und Icaraí. São Domingos, wo ich momentan lebe ist aber auch relativ sicher und liegt sehr gut. Es gibt hier aber auch genug Hostels und Hotels, wo man erst mal unterkommen kann und sich dann auf die Suche nach der optimalen Unterkunft machen kann. Viele Studenten finden so ihre optimale Unterkunft. Ich hatte mit meinem Apartment einfach mega Glück!
Wenn ihr noch weitere Fragen dazu habt, schreibt mir gerne Kommentare oder eine Email. Und wenn du noch mehr Infos zum Flug, oder zum Reisen in Brasilien haben möchtest, dann schau gern auch noch hier vorbei!
Danke für den Tipp mit Duolingo! Habe schon einige Apps zum Sprachen lernen ausprobiert, aber die kannte ich noch nicht, gefällt mir vom ersten Eindruck her aber schon recht gut. Ideal für zwischendurch. Ansonsten lerne ich momentan Spanisch mit Rosetta Stone (leider auch recht teuer) und 1x die Woche in einem VHS-Kurs. Ob man davon aber wirklich „fließend“ wird bezweifle ich leider trotzdem, da müsste ich wohl auch erst einige Wochen/Monate in einem spanischsprachigen Land verbringen.
Dir jedenfalls noch viel Spaß mit Portugiesisch bzw. in Brasilien 🙂
Liebe Grüße aus der verschneiten Steiermark,
Flo