Als Vegetarierin hat man es hier in Brasilien nicht einfach. Die Küche besteht hauptsächlich aus Fleisch und erklärt man dem Kellner, man würde kein Fleisch (carne) essen, dann versucht er dir Hähnchen (frango) oder Fisch (peixe) anzudrehen, denn dies ist laut Brasilianer kein richtiges Fleisch. Kommt man mal so weit, dass dich der Kellner tatsächlich in deinem Verlangen versteht, steigst du meistens mit einem frittierten Käse-Sandwich (pastel) aus, denn das gibt es einfach überall. Das ist auch einer der Gründe, warum ich in meiner Wohnung ausschließlich vegan koche. Ich kann einfach keinen Käse und keinen Schlagobers mehr sehen. Wie erfolgreich war ich also beim Suchen und Finden von vegetarischem und veganem Essen in Ouro Preto und Mariana?
Direkt am Praça Tiradentes befindet sich der super schicke Hipster Laden mit unglaublich gutem Kaffee und einer großen Auswahl an regionalen Bieren. Cafés findet man in Brasilien leider generell sehr selten, deshalb waren wir wirklich froh, als wir diesen Schuppen entdeckt haben, wo kein „Boden-seh-Kaffee“ serviert wird. Ursprünglich wollten wir hier nach unserer langen Übernachtbusfahrt frühstücken, aber da der Koch scheinbar um 9 Uhr früh noch zu müde für Croissants herrichten war, gab es Pão de Queijo (Käsebällchen in Tapiocateig), ein typisch brasilianischer Snack, der überall „frisch“ heraus frittiert wird. Trotzdem muss man ein großes Lob aussprechen, die Käsebällchen waren wirklich ausgezeichnet! Dazu gab es noch einen Bananenkuchen, an dem auch nie was verkehrt sein kann und einen Espresso mit Zimt und Schlag (canelinha). – Meine Empfehlung! Zu Mittag eignet sich das Café Cultural auch super zum Lunchen. Für Vegetarier gibt es Salate und Quiche (natürlich mit Käse), dafür ist dieser aber auch sehr gut. Eines sei vielleicht noch zu bemerken – obwohl es hier eine tolle Auswahl an Caipirinhas und Bieren gibt, sperrt das Lokal leider am späten Nachmittag zu. Also abends ist sense.
Obwohl sich der Laden „Café” schimpft, sieht man am ersten Blick mal überhaupt keine Ansätze für einen ordentlichen Kaffee, es wirkt eher wie ein klassisches Mittagsrestaurant. Tatsächlich bekommt man hier einen wirklich vorzüglichen starken Kaffee. Nebenbei kann man hier von Mittag bis Nachmittag sich am unglaublich umfangreichen Buffet erfreuen. Es ist nämlich ein sogenanntes Kilo-Restaurant. Kilo-Restaurants sind in Brasilien gerade über die Mittagszeit extrem beliebt. Man schaufelt sich einfach so viel auf den Teller wie man essen möchte, und zum Schluss bezahlt man pro Gewicht. Die Auswahl ist gerade für Vegetarier hier im Café e Cia besonders groß. Und die Qualität stimmt auch, alles ist frisch und extrem schön zubereitet. Wir hatten leider nicht genug Hunger um uns durchzukosten und deshalb ist es bei uns nur bei Salat und Kaffee geblieben. Das Lokal hat ebenfalls nur Tagsüber offen und sperrt abends die Pforten.
Das O Passo ist wohl eines der nobleren Restaurants in Ouro Preto. Jeder der sich was gönnen möchte, kommt hier hin, träumt von Italien und bildet sich ein hier eine richtig italienische Pizza zu essen. Brasilianer sind auch wirklich arm dran, wenn es um Pizza geht. Der dicke Teig, die Fülle an Käse und der Belag lässt einem meist nicht im entferntesten an ein italienisches Gericht denken. Wie ist das nun bei dem Italiener o Passo, bei dem man sogar europäische Preise bezahlt? Nun ja, eine italienische Pizza sieht anders aus und schmeckt auch anders, aber für eine brasilianische Pizza hat diese hier wirklich Gewinnpotenzial. Die Auswahl an vegetarischen Pizzen ist auch wirklich groß, neben Zucchini oder Melanzani Pizzen, gibt es auch eine mit vier verschiedenen Pilz Sorten, für die wir uns entschieden haben. Man muss wissen: in Brasilien teilt man Pizzen IMMER! Bestelle nie alleine eine Pizza, das kommt echt nicht gut an. Als Vorspeise bekamen wir einen Salat mit Pilzen, Tomaten, Blattsalat, Palmherzen und Nüssen. Ein echtes Geschmackserlebnis. Zum Trinken hätten wir gerne einen brasilianischen Wein gehabt, der hat uns in Rio schon sehr gut geschmeckt. Aber er ist rar, und leider auch im O Passo nicht verfügbar obwohl er auf der Speisekarte stand, also gab es nun einen argentinischen Wein, der auch recht gut war. Das Restaurant hat übrigens Mittag und auch abends geöffnet. An den Wochenenden empfiehlt es sich einen Tisch zu reservieren.
Das einzige asiatische Restaurant in Ouro Preto wird genau von denselben Inhabern wie von dem O Passo geführt. Also von Asien recht weit entfernt, trotzdem kann sich der Laden sehen lassen. Auch sehr schick und eher was für Leute mit dickeren Brieftaschen, befindet sich Hannah im Keller eines alten Kolonialgebäude. Es ist wirklich sehr modern eingerichtet und lädt ein hier länger zu bleiben. Das einzige Manko – das Lokal sperrt jeden Tag erst um 18 Uhr auf, mit Mittagessen ist hier also nichts. Als Vegetarier ist die Auswahl hier allerdings begrenzt. Avocado-Maki? Fehlanzeige. Gegeben hat es asiatische Nudeln mit Gemüse (hey, sogar vegan!). Ich musste sofort an Asia Nudelboxen in Wien denken, Gott sei Dank waren meine Nudeln hier nicht so fettig und wurden in einer großzügigen Teriyaki-Sauce angerichtet. Geschmeckt hat es auf jeden Fall und für eine Abwechslung tut es auch mal ein Asiate in Brasilien!
Das Chopp Real ist ein unscheinbares Restaurant direkt am Praça Tiratendes. Es ist eines der einzigen Lokale, bei dem man sogar draußen sitzen kann, leider sind die Plätze an der frischen Luft hart umkämpft und man landet dann trotzdem unter dem Ventilator im Restaurant. Nachdem ich schon auf Pommes und Salat eingestellt war, ereignete sich auf der Speisekarte plötzlich etwas Großartiges. Ich musste feststellen, dass es hier tatsächlich Sojafleisch gibt! Ich bin zwar kein großer Fleischersatzfan, und würde da lieber eine frittierte Melanzani essen, aber hey, wie oft sieht man denn so was in Brasilien? Also habe ich mir glatt einen typischen brasilianischen Teller bestellt: Sojafleisch (carne de Soya) mit Bohnensouce (feijoada), Reis (arroz) und Pommes (batatas fritas). Geil! Dazu noch einen Caipirinha mit Maracuja und der Abend war perfekt. Ehm…. So ungefähr… Ich bekam den ersten Histamin-Schock meines Lebens. Meine Zunge schwoll so stark an, dass ich Angst hatte keine Luft mehr zu bekommen und ich hatte plötzlich eine riesige Beule auf dem Kopf. Ich war echt froh, dass meine Mutter immer eine Antiallergie-Tablette eingesteckt hatte. Drei Pommes waren noch übrig und ein halber Caipi, ich war echt traurig, denn geschmeckt hat es mir echt gut. Das tolle an dem Lokal ist übrigens auch, dass es den ganzen Tag offen hat und noch dazu echt preiswert ist!
Es muss nicht immer gleich eine ganze Mahlzeit sein, oder? Ein guter Ersatz ist manchmal auch Eis. Bei mir geht Eis einfach immer! Vor dem Essen, nach dem Essen und es gibt auch (leider) kein Limit. Da gehen schon fünf Kugeln oder drei Popsicles am Tag. Frutos de Goiás hab ich leider erst viel zu spät entdeckt, aber zwei Mal kam ich dann doch noch in den Genuss von den abgefahrensten Eissorten überhaupt. Man kann sich hier zwischen Eis am Stäbchen oder Kugeleis im Kilo-Buffet Stil entscheiden. Ich habe mich fürs erstere entschieden und stieg beide Mal wirklich begeistert aus. Das erste Mal gab es ein Avocado Eis, das meeeeega köstlich war. Kurzer Blick auf die Zutatenliste: Avocado, Zucker und Milch. Mehr ist da nicht drinnen, kann man ja eigentlich auch super zuhause nach machen. Beim zweiten Mal gab es Kokoseis mit cremiger Schokofüllung, also eher ein Klassiker und trotzdem ohne Konkurrenz einwandfrei! Unter den anderen Sorten findet man jegliches Obst das es hier in Brasilien zu kaufen gibt, viele davon habe ich noch nie zuvor gesehen. Wenn ich noch mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich sie alle ausprobiert. Übrigens sind auch einige Sorten davon vegan!
In Mariana waren wir nur für einen Tag, die Stadt ist auch super klein, also gibt es auch nicht sooo viele Auswahlmöglichkeiten. Zwei Lokale sind uns aber besonders ins Auge gefallen:
Das Chantilly ist ein kleiner Laden mit drei Tischen (und keinem Klo) direkt neben der Catedral da Sé. Hier gibt es wieder mal unglaublich guten Kaffee und total entzückende Cupcakes. So was sieht man echt selten in Brasilien. Und wisst ihr was ich noch auf der kleinen Speisekarte entdeckt habe? Pasteis de Carne de Soya. Also frittierte Teigtaschen mit Sojafleisch. Ich war ganz schön aus dem Häuschen, als ich das gesehen habe, leider hatte ich keinen Hunger und musste sie sausen lassen…
Oh, das Lua Cheia ist wirklich mein liebstes Kilo-Restaurant. Neben einer wunderschönen modernen und hippen Einrichtung, findet man hier ein reichliches Buffet mit Gemüse so weit das Auge reicht, eine große Auswahl an verschiedenen Reissorten, Bohnengerichten ohne Fleisch und ein riesiges Salatbuffet mit frischen Obst. Auf den ersten Blick scheint das Restaurant extrem schick und nobel, wenn man auf die Rechnung blickt, kann man dann aber erleichtert aufatmen, denn die Preise sind extrem niedrig für den hohen Standard. Das liegt wohl möglich an der Location. Wer kommt schon nach Mariana?
Was man sonst noch so machen kann in Ouro Preto außer essen erfahrt ihr übrigens hier!