Bereits 2012 habe ich Paraty einen Besuch abgestattet. Damals war ich nicht so ganz überzeugt von der sonst so hochgelobten Küstenstadt. Man muss dazu sagen, ich war damals zu einem Ausnahmezustand hier. Es wurde das Festival des Cachaças gefeiert und ich war etwas überfordert mit den vielen betrunkenen Brasilianern. Es war also Zeit dieses Jahr Paraty eine neue Chance zu geben. Aber hat sie die auch tatsächlich verdient?
Wir hatten leider ganz schlimmes Pech mit dem Wetter. Die Wochen zuvor waren alle herrlich, mehr als 30°, Sonnenschein, einfach perfektes Wetter für einen Badeurlaub. Und als es dann tatsächlich zu meinem ersten Badeurlaub hier in Brasilien kommt, hat es natürlich die ganze Zeit geregnet. Gut, dass ich mich in der Stadt schon ein bisschen auskannte, so konnten wir uns gleich zurechtfinden und wussten, was bei Regen möglich war und was nicht. Nach Ouro Preto hatten wir keinen Bock mehr auf Museen oder Kirchen, aber davon gibt es in Paraty ohnehin nicht so viele. Was kann man also so in Paraty machen, vor allem bei schlechtem Wetter?
Als ich das letzte Mal in Paraty war, durfte ich ganz zufällig das jährlich statt findende Cachaça Festival besuchen. Das Festival an sich ist wirklich sehenswert und bucht man früh genug seine Unterkunft, zahlt man auch nicht ein Vermögen für seinen Schlafplatz, so wie wir das damals gemacht haben. Durch die Übung am Cachaça Festival kann ich mich mittlerweile eigentlich schon als Cachaça Spezialistin zählen. Cachaça ist übrigens ein Zuckerrohrschnaps und wird traditionell für die Herstellung eines Caipirinhas verwendet. Paraty und seine Umgebung ist bekannt für die vielen Destillerien, alles kleine Betriebe, die selbst ihr Zuckerrohr anbauen und verarbeiten. Hier bekommt man aber nicht nur klassischen Schnaps, sondern auch viele Variationen mit beispielweise Zimt (Gabriela) oder Liköre mit Banane, Café oder anderen exotischen Zutaten. Kommt man also nicht gerade im August zum Festival da Pinga nach Paraty um sich durch die vielen Variationen durchzukosten, dann sollte man auf jeden Fall eine Destillerie Tour machen (die gibt es bei vielen Agenturen im Packet mit den Wasserfällen). In den Distillerien kann man nicht nur alle möglichen Schnäpse probieren (und ist schon früh morgens komplett betrunken), sondern man erfährt noch dazu hautnah wie der Schnaps produziert wird. Mag man den puren Schnaps nicht so gern, kann man am Abend in der Bar einfach auf einen Caipirinha zurück greifen. Caipirinhas kann man eigentlich überall in Brasilien recht günstig (zwischen 1 und 5€) trinken. Mein Lieblingsdrink mit Cachaça ist übrigens Jorge Amado (benannt nach einem der wichtigsten Lateinamerikanischen Schriftsteller). Hier wird die zimtige Version des Zuckerrohrschnaps verwendet gemeinsam mit Limette und Maracuja. Ein Traum!
Eine Jeep Tour zu den schönsten Wasserfällen in der Gegend kann man in einer der vielen Tourismus Agenturen buchen. Wir sind spontan bei Paraty Adventure vorbeigelaufen und waren schlussendlich sehr zufrieden mit der Argentur. Laut Touristeninformation kommt man zu den Wasserfällen auch ganz gut per Fahrrad, da es allerdings Wettertechnisch nicht ganz so gut ausgesehen hat, haben wir uns für eine Tour mit einem Jeep entschlossen. Diese Tour ist mit 70 Reais (also umgerechnet ca. 17€) aber auch nicht sehr teuer, dafür bekommt man eine 6 Stunden Tour inklusive 4 verschiedene Wasserfälle, zwei Destillerien und einem englischsprachigen Guide. Fragt bei eurer Reservierung unbedingt nach, ob der Guide auch Englisch kann, das ist dort leider nicht selbstverständlich. Wenn das Wetter schön ist, sollte man auf jeden Fall den Bikini einpacken. Auch bei schlechtem Wetter kann man natürlich ins Wasser springen, ich hab mich das dann aber doch nicht so ganz getraut.
Wir haben wirklich lange überlegt, ob sich eine Bootsfahrt bei so einem s** Wetter überhaupt auszahlt und dann war es einfach das tollste Erlebnis überhaupt. Schlussendlich hat es dann gar nicht geregnet und es war nur unendlich bewölkt und relativ kalt, das Boot wäre aber auch super für Regen ausgestattet gewesen. Auch wenn es nicht schön aussieht, transparente Plastikvorhänge können in Regenzeiten schon sehr praktisch sein. Die Tour hatten wir ebenso bei Paraty Adventure gebucht und wir bezahlten dafür 50 Reais (also ungefähr 12€). Inkludiert ist eine fünf Stunden Bootsfahrt, zu vier verschiedenen Stränden. Für Schnorchel Equipment muss man leider 50 Reais extra zahlen und auch Getränke und Essen an Deck sind nicht inkludiert. Also für Sparfüchse ist es absolut ratsam, ein paar Snacks und Getränke mitzunehmen. Ebenso ist es sinnvoll sich etwas warmes zum drüber ziehen mitzunehmen und eventuell auch Badekleidung zum wechseln, denn auch wenn die Sonne sehr stark ist, kann es am Boot ganz schön frisch werden. Wir haben unsere Tour einen Tag vorher bei der Agentur gebucht, man kann allerdings auch einfach in der Früh zu Dock gehen und sich von einem der Agenturen direkt anwerben lassen, so kann man sich quasi einfach das Boot für seine Tour aussuchen. Die Fahrt beginnt jeden Tag um 11 Uhr.
Egal ob auf Blogs oder im Lonely Planet, überall liest man darüber dass der Hausstrand von Paraty viel zu dreckig ist um dort zu Baden. Ich muss jetzt hier unbedingt widersprechen. Vielleicht hat es was mit den Olympischen Spielen zu tun, dass die Regierung jetzt plötzlich versucht, alle Strände sauber zu bekommen, oder vielleicht hatten wir über die Tage auch nur mega Glück, aber der Strand und das Wasser waren traumhaft. Und auch wenn an den ersten Tagen die Temperatur fürs Schwimmen perfekt war, konnte man trotzdem herrlich einfach am Strand gemütlich chillen und sich ein oder zwei Caipirinhas bestellen. Ich habe Leute beobachtet, die ebenso im Schutz eines Sonnenschirms im Regen zusammen gesessen sind, Karten gespielt haben und sich einfach den ganzen Tag von der Bar im Hintergrund bedienen haben lassen. Das kann schon ganz schön gemütlich sein. Wir haben die Zeit unter dem Regen- … äh sorry… Sonnenschirm genutzt um Postkarten zu schreiben, zu snacken und Leute zu beobachten. Dafür eignen sich am besten die Bars an der Praia do Pontal, oder der Strand von Jabaquara, der nur ein 15 min Spaziergang von Zentrum entfernt ist.
Für Viele wahrscheinlich ein total doofer Punkt, um ihn hier zu erwähnen, aber ich bin einfach ein großer Fan von Spaziergängen durch fremde Städte. Alles zu Fuß zu erkunden macht einfach am meisten Spaß. Das historische Zentrum in Paraty ist ohnehin Auto-frei und deshalb extrem angenehm für Fußgänger. Man benötigt hier auch keinen Stadtplan, man kann sich einfach treiben lassen und falls man irgendwo mal ein Auto vorbei fahren sieht, weiß man dass es Zeit ist umzukehren, da man dann das Ende des schönes Ortskerns erreicht hat. In der Stadt stößt man auf eine Vielzahl an Souvenirshops, die alle verschiedene ausgefallene Produkte führen. Wer nicht genug Zeit hat, um in der Stadt verloren zu gehen, sollte unbedingt ins Armazem Paraty schauen, ein kleiner Laden mit ausschließlich handgefertigten Produkten von indigenen Völkern aus ganz Brasilien. Hier findet man Schmuck, Körbe, Taschen und andere ausgefallene Haushalts- und Dekogegenstände.
Ein wirklich wunderbares preiswertes Hotel, an dem es einfach gar nichts zum Aussetzen gibt ist die Vila do Porto. Für knapp 50€ die Nacht für ein großzügiges Doppelzimmer, mit Kühlschrank, Kommode, Fernseher und schönem großen Bad, liegt das Hotel zusätzlich noch in perfekter Lage genau zwischen Strand und Innenstadt. Das Frühstück ist der oberknaller, hier wird einfach jeder glücklich. Es gibt Müsli, Eier, drei Kuchenvariationen (sehr typisch für Brasilien), Brot, Aufstriche, Käse, Wurst und eine Menge Obst. Zwischen 16 und 17 Uhr gibt es dann sogar noch einen Nachmittagskaffee, wo der restliche Kuchen aufgegessen werden darf. Darüber hab ich mich besonders gefreut.
Obwohl das Wetter zu unserer Reisezeit (Ende April) echt zu wünschen übrig gelassen hat, war ich diesmal total verliebt in die kleine Stadt. Ich denke das hat auch damit was zu tun, dass nicht allzu viele Touristen zu dieser Jahreszeit hier verweilten. Die kleinen süßen Gassen, der koloniale Flair, die zuckersüßen Boote, die Strandbars, die vielen individuellen Läden, alles konnte ich dieses Mal einfach viel besser genießen und ich würde auf jeden Fall wieder kommen, wenn ich wieder in Brasilien bin.
Von Rio de Janeiro ist man übrigens innerhalb von 4,5 Stunden mit dem Busunternehmen Costa Verde in Paraty. Eine Strecke kosten nicht einmal 60 Reais, zieht sich dafür über steile Serpeninen durch die Berge und die Klimaanlage im Bus ist meist viel zu kalt eingestellt. Also unbedingt einen warmen Pullover mitnehmen.
Meinen Bericht über Paraty vom letzten Mal findet ihr übrigens hier!