Wie oft kaufst du dir neue Kleidung im Jahr? Durchschnittlich kaufen wir MitteleuropäerInnen 80 neue Kleidungsstücke jährlich. Schon verrückt oder? Das sind fast sieben neue Teile im Monat. Und wenn ich genau überlege, dann kann ich von mir behaupten, dass ich vor etwas mehr als fünf Jahren genau dieses Konsumverhalten hatte. Mindestens einmal die Woche in einem der großen Modehäuser. „Shopping“ habe ich früher oft als Hobby bezeichnet. Geld für massenhaft Billigkleidung rauszuwerfen ist quasi fast schon eine Sportdisziplin für mich gewesen. Nicht selten war dann mein Konto auch im Minusbereich und Inkassobriefe vom Onlineshops haben mich das ein oder andere Mal erreicht. Was für eine schlechte Angewohnheit. Nicht nur für unsere Geldbörse, sondern auch für die Umwelt.
Rock von Armedangels (fair produziert und aus Bio-Baumwolle) // Sneaker von Veja (fair produziert und vegan) // Jeansjacke von American Apparel // Ohrringe, Sonnenbrille und Tasche sind second hand
Denn im Prinzip wählen wir auch bei der Auswahl unserer Kleidung welchem System wir zustimmen. Mit dem Kauf von massenhaft Billigmode unterstützen wir schlechte Arbeitsbedingungen in den Produktionsländer, die Verwendung von Pestiziden bei der Baumwollproduktion und somit die Verunreinigung unserer Böden. Wir unterstützen die Überproduktion, und somit die Ausbeutung von wertvollen Ressourcen wie Wasser, Pflanzen, Erde, aber auch endlichen Ressourcen wie Erdöl etwa bei der Produktion von Kleidung mit synthetischen Stoffen. Nicht zu vergessen stimmen wir auch zu langen, umweltbelastenden Transportwegen zu, die bei einem Modehause mit 52 Kollektionen im Jahr ins unermessliche steigen. Bei jedem Kauf unterstützen wir jene große Modeketten, steigern ihren Profit und stimmen ihren Produktionsbedingungen zu und sagen „JA“ zur Zerstörung unserer Umwelt.
Vor vier Jahren habe ich mich bewusst gegen dieses System entschieden und mir vorgenommen, zumindest in nächster Zeit, bei keinen großen Modeketten mehr einzukaufen. Genau vier Jahre ist das her und heute stehe ich wie eh und je hinter diesen Gedanken, ich kann mir heute nicht mehr vorstellen jemals wieder ein solches System zu unterstützen.
Natürlich war es am Anfang furchbar schwierig all diese Verlockungen zu umgehen, aber in langer Sicht war es für mich viel einfacher als vegan zu werden, oder auf Plastik zu verzichten. Denn es gibt einfach so unglaublich viele und tolle Alternativen zu konventioneller Mode von der Kleiderstange. Mittlerweile kaufe ich fast nur noch second hand ein, oder ertausche mir Kleidung mit meinen Freunden. Sehr sehr selten gönne ich mir ein neues Fair Fashion Piece, so wie im letzten Monat. Da habe ich mir einen Rock von Armedangels gekauft, auf den ich schon sehr lange ein Auge geworfen habe. Außerdem durften ein Paar neue Sneakers auch zu mir nach Hause. Nach dem ich meine letzten Sneaker von einer Kleidertauschparty hatte und die schon sehr durchgelaufen waren, habe ich mich nun für eine faire und vegane Alternative entschieden: Schuhe von Veja.
Ich merke auch, dass ich einfach viel wertschätzender mit Kleidung umgehe, seit ich weniger davon kaufe. Den Rock hege und pflege ich wie ein Haustier. Ich habe ihn bei der Schneiderin kürzen lassen, bisher noch nie gewaschen (weil natürlich auch die Waschmaschine Kleidung mit der Zeit kaputt macht) und hänge ihn immer sofort zurück in den Kleiderkasten, wenn ich ihn getragen habe, während meine andere Kleidung auf einem großen Haufen auf dem Lehnsessel vor sich hin vegetiert. Ganz nach dem Motto: Choose well, make it last.